In seinem Eingangsvortrag betonte der BUND-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger, dass der Naturschutz im Wald nur im Miteinander von Förstern und Naturschützern umgesetzt werden könne. Er betonte, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit der Holzgewinnung klare Grenzen setze, wobei die Nachhaltigkeit alle Waldfunktionen umfasse, also beispielsweise auch den Erhalt der Biodiversität und den Schutz von Wasser und Boden. Diese von der Natur vorgegebenen Grenzen für die Holznutzung wurden im Laufe des Tages mehrfach aufgegriffen. Dr. Lutz Fähser ehemaliger leiter des Staatsforstamts Lübeck und Mitglied im BUND AK Wald machte deutlich, dass wir unseren Holzverbrauch mindestens halbieren müssten, wenn wir nicht weiterhin große Mengen Holz aus fragwürdiger Produktion importieren wollten. Auch Dr. Lásló Maráraz vom Forum Umwelt & Entwicklung machte deutlich, dass Holz eine endliche Ressource sei, die weniger als Energieholz verbraucht werden dürfe, sondern zunächst als langlebiges Material genutzt werden solle. Technik und Wirtschaft müssten sich an die Natur und Produktivität des Waldes anpassen und nicht umgekehrt. Je weniger in den Wald bei der Pflege eingegriffen werde und je mehr natürliche Prozesse genutzt würden, desto besser könne Wertholz produziert werden.
Georg Joseph Wilhelm aus dem rheinland-pfälzischen Forstministerium verdeutlichte, dass Ökologie und Ökonomie bei der Umsetzung der naturnahen Waldwirtschaft Hand in Hand gehen, da hier die Holzproduktion mit einem geringen Aufwand gelinge. Hierin wurde er unterstützt von Karl-Friedrich Weber, dem waldpolitischen Sprecher des BUND Niedersachsen. Er betonte außerdem, dass öffentliche Wälder vornehmlich der Daseinsvorsorge dienten und nicht zuerst erwerbswirtschaftlichen Zielen.
Einen Schwerpunkt der Tagung bildete der Blick auf die Weißtanne. Als in Deutschland heimische Nadelbaum-Art könne sie in Zukunft eine wichtigere Rolle in der Forstwirtschaft spielen. Dr. Georg Meister, ehemaliger Leiter des Forstamtes Bad-Reichenhall, berichtete über seine langjährige Erfahrung mit Tanne und Buche und betonte die Bedeutung einer ökologisch ausgerichteten Bejagung, die eine Naturverjüngung insbesondere der verbissempfindlichen Tanne ermögliche. Die Bedeutung der Jagd bestätigte auch Dr. Franz Straubinger von der Hatzfeld-Wildenburg’schen Forstverwaltung, der über seine positiven Erfahrungen mit der naturgemäßen Waldwirtschaft im Privatwald berichtete. Jean Pierre Baron von der Pro Jagdkonzept GmbH plädierte für eine Professionalisierung der Jagd. Dr. Ulrich Matthes von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft stellte aktuelle Erkenntnisse zum Klimawandel vor und erläuterte wissenschaftliche Ansätze zur Klimaanpassung im Wald. Auch er sah im Hinblick auf die Anpassung an den Klimawandel ein hohes Potential in der Nutzung der Tanne.
Die Zusammenarbeit von Naturschutz und Fortwirtschaft müsse im Hinblick auf gemeinsame Ziele und Herausforderungen der Zukunft weiter verbessert werden, sagte auch Landesvorsitzender Dr. Holger Schindler vom BUND Rheinland-Pfalz. Gemeinsam seien bereits wichtige Schritte beim Prozessschutz erreicht worden, so etwa beim Schutz des Auwaldes vor dem Rheindamm von der Grenze zu Frankreich bis Worms. Symbol für die weitere Zusammenarbeit könne die Weißtanne sein, welche ökologische und ökonomische Funktionen sowie eine Klimawandel-Eignung auf sich vereint.
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