50 Jahre BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Grenzüberschreitendes Interregprojekt zur Trinkwasserversorgung

05. November 2019 | Flüsse & Gewässer, Naturschutz, Wälder

Sind überhaupt alle Umweltrisiken bekannt oder geprüft ? Zu Risikovermeidung FFH-Verträglichkeitsprüfung nach heutigen Standards nötig

Wie zu erfahren ist, wird der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Wissing am kommenden Donnerstag, dem 7. November, in Steinfeld einen Betrag von zwei Millionen Euro für ein Interreg-Projekt an den Wassergewinnungs-Zweckverband  Wissembourg – Bad Bergzabern überreichen. Es geht um grenzüberschreitenden Austausch von enormenTrinkwassermengen zwischen dem Nordelsass und der Südpfalz und die dafür zu errichtende Technik.

Aufgrund von Erinnerungen an fast zwei Jahrzehnte zurückliegende Vorgänge vermutet man beim BUND, dass es sich hierbei um die Ausbeutung des Bienwald-Aquifer handelt. Dieser Aquifer unter dem Naturschutzgroßprojekt Bienwald ist, wie hydrologische Untersuchungen gezeigt haben, artesisch gespannt und von außergewöhnlicher Ergiebigkeit.. Bereits vor Jahren wurde mit der Stadt Weißenburg eine ungewöhnlich hohe Entnahmemenge an Trinkwasser vertraglich vereinbart.

Nicht nur wegen des zu erwartenden extrem hohen Entnahmevolumens aus dem Bienwalduntergrund fragen die Südpfälzer Umweltschützer:

Würde ein solch einschneidender Eingriff unter den Natura 2000-Flächen des nassen Bienwaldes aus heutiger Sicht einer FFH-Verträglichkeitsprüfung nach aktuellen Standards überhaupt noch standhalten? Müsste diese nicht erneut vorgenommen werden? Das Bewilligungsverfahren für  Entnahmen dieses Umfangs liegt immerhin viele Jahre zurück.

Unter heutiger Betrachtung ist Folgendes zu bedenken: Der unter hohem Druck stehende Grundwasserleiter muss irgendwo an anderer Stelle Wasser abführen, das möglicherweise nicht  nur für Flora und Fauna, sondern auch für die Landwirtschaft  wichtig wäre und dann dort fehlen würde. Welche Wirkung auf den Bienwald und seine Randbereiche eine Druckminderung durch Entzug hoher Trinkwassermengen somit haben würde, kann z. Zt.  niemand seriös vorhersagen.

Genauso wenig kann gesagt werden, wo genau die Neubildungsgebiete des Bienwaldgrundwassers liegen - irgendwo im Norden, Genaueres weiß man aber nicht.

Angesichts der unter europäischem Verschlechterungsverbot stehenden, feuchtigkeitssensiblen Flora und Fauna sind diese Sorgen berechtigt und bereits vor Jahren durch den BUND in einer öffentlichen Veranstaltung in Kapsweyer  vorgebracht worden.

Das Naturschutzgroßprojekt Bienwald wurde unter Einsatz von Millionenbeträgen entwickelt. Letztlich ist der Bienwald einer der bedeutendsten Niederungswälder im Oberrheinraum und deshalb europarechtlich geschützt. Dieser Schutz sollte daher nicht mit europäischem Geld konterkariert werden  -  jedenfalls nicht mit extrem hohen Entnahmemengen.

Notwendig wurde diese großräumige Aufrüstung der Trinkwasserversorgung im Oberrheingebiet zwischen Südpfalz und Nordelsass übrigens, weil dem Vernehmen nach viele bisher genutzte Brunnen  durch Pestizide und Nitrate aus der Landwirtschaft unbrauchbar geworden sind.

Für Rückfragen: Armin Osterheld, Tel.: 015209854293

 

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