50 Jahre BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Krisensicher durch Einsparungen und Erneuerbare Energien - Notfahrplan Energiewende 2022

14. April 2022 | Energiewende, Kohle, Klimawandel, Mobilität, Ressourcen & Technik, Suffizienz

BUND Rheinland-Pfalz veröffentlicht Notfahrplan Energiewende Rheinland-Pfalz – deutliche Verschärfung gegenüber Vorgänger-Fahrplänen – Energiewende ist nicht nur Stromwende, sondern auch Wärme- und Verkehrswende

„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zeigt mit unmissverständlicher Deutlichkeit die Aktualität unseres neuen Notfahrplans für die Energiewende auf“, konstatiert der stellvertretende Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz Michael Carl. „Die in diesem Szenario genannten Maßnahmen sind nicht nur wegen der fortschreitenden Klima- und Ressourcenkrise, sondern auch wegen der politisch-moralisch angesagten Verringerung der Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland und anderen Krisenregionen dringend notwendig.“

Nach dem „Fahrplan“ von 2010 und dem überarbeiteten „neuen Fahrplan“ von 2018 sei dies nun die dritte Auflage eines BUND-Szenarios zur Energiewende im Land. Aufgrund der überaus zögerlichen Maßnahmen vor allem der alten Bundesregierung habe sich das noch offene Budget für Treibhausgasemissionen weiter drastisch verringert. Deshalb erscheine der Titel „Notfahrplan“ berechtigt. Wenn die CO2-Emissionen nicht bald drastisch sinken, werde bereits in spätestens acht Jahren das Rheinland-Pfalz zustehende Treibhausgas-Budget erschöpft sein. Daher sei der Notfahrplan gegenüber den Vorgängern vor allem zeitlich kürzer aufgestellt. Während diese noch das Zieljahr 2050 hatten, wird jetzt mit drei 5-Jahres-Zeiträumen bis 2037 gerechnet.

Die BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub betont: „Im Strombereich sind wir schon einigermaßen weit, so dass wir in unserem Bundesland bereits 2030 – wie auch von der Landesregierung geplant – auf fossile und atomare Energiequellen verzichten können. Dicke Bretter zu bohren sind aber bei der Wärmewende und noch viel mehr bei der Verkehrswende. Hier ist nicht nur eine Umstellung auf Elektromobilität erforderlich, sondern auch eine deutliche Reduzierung des Verkehrsaufkommens und des PKW-Bestandes.“ In den beiden letzten Bereichen sei daher auf das Zieljahr 2037 abgehoben.

Vor allem sei aber eine kräftige Reduzierung des sehr hohen Energieverbrauchs in allen Sektoren notwendig. Nur dann sei die zur Nutzung regenerativer Energien erforderliche Anzahl von Anlagen einigermaßen naturverträglich.

Der Notfahrplan zeige auf, dass im Strombereich bis 2037 noch etwa 1000 Windräder (etwa 65-70 jährlich) und über 700 Megawatt Photovoltaik (PV) jährlich installiert werden müssen. In guten Jahren seien diese Zahlen bei Wind überschritten und bei PV etwa zur Hälfte erreicht worden. Da im Notfahrplan erstmalig auch die anteiligen hohen Verbräuche im Hochseeschifffahrts- und Flugzeugbereich einkalkuliert wurden, seien auch die auf unser Bundesland entfallenden Anteile an Offshore-Windanlagen mitgerechnet. Dadurch werde Rheinland-Pfalz etwas entlastet. Die beiden Energieträger Wind und Photovoltaik bildeten das Rückgrat der zukünftigen Energieversorgung in Rheinland-Pfalz. Hinzu komme noch ein moderat steigender Anteil an Biomasse sowie ein stagnierender Anteil an Wasserkraft und Tiefengeothermie.

Der Bedarf im Strombereich steige trotz eingeplanter, deutlicher Einsparungen von 40 % dennoch drastisch aufgrund der Verlagerung ursprünglicher Wärmeanwendungen und Energiebedarfen aus dem Verkehr. Michael Carl: „Heizungen müssen in Zukunft mittels Wärmepumpen betrieben werden und Autos als Elektroautos unterwegs sein müssen. Beides sind Verlagerungen in den Strombereich, bekannt als Sektorenkopplung.“ Konsequenterweise würden im Wärmebereich ab 2037 keinerlei Öl- oder Gasheizungen, im Verkehrsbereich keine Verbrenner außer wenigen mit Synfuels (künstlich regenerativ erzeugte Kraftstoffe) betriebene mehr genutzt. Dazu ist ein Verbot neuer Verbrenner spätestens 2027 nötig, da Synfuels nur mit erheblichen Energie-Verlusten erzeugt werden können.

Im Vorwort betont die BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub zudem: „Die erforderlichen Veränderungen gehen über die im vorliegenden Notfahrplan behandelten Bereiche hinaus. Wir stehen vor Veränderungen in der Landbewirtschaftung, der Ernährung und im Ressourcenverbrauch und Konsumverhalten.“ Ohne einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel, der auch soziale Anforderungen angemessen berücksichtige, sei ein klimaneutrales Rheinland-Pfalz nicht erreichbar.

Weitere Informationen:

Der Notfahrplan kann hier heruntergeladen werden:

www.bund-rlp.de/notfahrplan

Für Rückfragen:

Michael Carl, Tel. 02620-8416

Sabine Yacoub, Tel. 0174 9971892

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb