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Rheinland-Pfalz

Mittelrheinbrücke: Alle Fähren stellen den Betrieb ein

31. Mai 2021 | Naturschutz, Mobilität, Lebensräume

Umweltverbände BUND, NABU und GNOR, BI Rheinpassagen und VCD Rheinland-Pfalz fordern Stärkung der Fähren

Die Mittelrheinbrücke reduziert die Querungsmöglichkeiten am Mittelrhein auf zukünftig eine Brücke in Fellen/Wellmich. Die vier Fähren zwischen Niederheimbach und Boppard werden mit Inbetriebnahme einer Brücke ALLE ihren Betrieb einstellen. Das haben die Fährbetreiber Ministerpräsidentin Malu Dreyer schriftlich mitgeteilt. Mit der festen Rheinquerung „werden Umsatzverluste entstehen, die je nach Lage der Fähre am Mittelrhein zwischen 20 % und 100 % zu kalkulieren sind. Umsatzverluste in solchen Größenordnungen bedrohen die Existenz jedes Kleinbetriebes“, erläutern die Fährbetreiber diesen Schritt. Sie haben auch die UNESCO unterrichtet.

Erhebliche Mängel und fehlerhafte Kostenschätzung

Auch der BUND, der VCD Rheinland-Pfalz und die BI Rheinpassagen wiesen die Ministerpräsidentin im April 2021 schriftlich auf erhebliche Mängel in den Gutachten zur Einleitung des Raumordnungsverfahrens zum Bau einer Mittelrheinbrücke hin. Als wenig aussagekräftig und unzureichend waren auch die zurückliegend vorgelegten Gutachten u.a. vom Landesrechnungshof bezeichnet worden.

Geradezu abenteuerlich seien die in den Gutachten genannten Baukosten der favorisierten Brückenvariante „Tieflage Außerhalb“. 40 Mio. € netto solle sie einschließlich der Auffahrten im Jahr 2030 kosten. Bereits 2009 habe das Land Rheinland-Pfalz der UNESCO die reinen Brückenbaukosten für den gleichen Planungsentwurf mit 60 Mio. € netto genannt. Hochgerechnet auf das Jahr 2030 sei von Brückenkosten in Höhe von mindestens 100 Mio. € auszugehen. Die Investitions- und Folgekosten der Brücke seien im jetzt vorgelegten Gutachten im Vergleich mit den Kosten der Fähren komplett unberücksichtigt.

Die Fährbetreiber stellten fest, dass die für den Fährverkehr in das Gutachten eingestellten Kosten nicht einmal annähernd der Wirklichkeit entsprächen. Diese produzierten nicht nur weniger Lärm und Schadstoffe, sie seien auch die mit weitem Abstand günstigsten Rheinquerer für die öffentliche Hand. Sie fahren ausschließlich auf eigene Kosten und ohne Zuschüsse, wohingegen eine Brücke vom Steuerzahler finanziert wird und die jährlichen Folgekosten in Millionenhöhe zu übernehmen sind.

Mehrverkehr, Wegfall des ÖPNV und weiterer Straßenbau

Laut Michael Carl, stellv. Landesvorsitzender im BUND Rheinland-Pfalz, werde es grotesk für die Einwohner von Niederheimbach, die das 800 Meter entfernt liegende Lorch auf der rechten Rheinseite zukünftig nur noch nach 80 km Fahrtstrecke für Hin- und Rückfahrt erreichen. Auch Schüler*innen oder Arbeitnehmer*innen aus Filsen oder Osterspai könnten ihre 400 Meter entfernten Schulen oder Arbeitsplätze in Boppard zukünftig nur noch über die Brücke in Wellmich/Fellen mit insgesamt 50 km für Hin- und Rückweg erreichen.

„Eine wesentliche Unterlassung in den Gutachten zum ROV ist die fehlende Berücksichtigung des ÖPNV. Die Fähren sind derzeit in den VRM-Tarif integriert und bieten Übergänge zu Bus und Bahn. Mit der Brücke entfällt jede ÖPNV-Verbindung über den Rhein“, kritisiert Mario Pott vom VCD RLP. Auch die zusätzlichen Verkehrsbelastungen der durch eine Brücke entstehenden Verbindung zwischen A3 und A61 sowie aufgrund des Wegfalls der Fähren fehlten. Die derzeit in Erwägung zu ziehenden Straßen zur A61 seien alle nicht geeignet, Verbindungsverkehr aufzunehmen, und müssten daher ausgebaut werden.

Eingriffe in die Rheinhänge und geschützte Natur

Durch das Vorhaben kommt es zu massiven Eingriffen in Natur und Landschaft. Durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und den zu erwartenden Ausbau der Zufahrtsstraßen werden Wildtierwanderkorridore entwertet und Lebensräume, z.B. der Wildkatze, zerschnitten. Die Zahl der Wildunfälle wird steigen. Im Vorhabensgebiet sowie in der näheren Umgebung sind mehrere naturschutzrechtliche Schutzgebiete ausgewiesen und viele unterschiedliche Biotoptypen anzutreffen, die durch ihren Abwechslungsreichtum Lebensräume verschiedenster Tier- und Pflanzenarten darstellen. Alle festen Querungsvarianten mindern den ökologischen Wert dieser Gebiete.

Die Brücke führt direkt ins Hochwasser

Eine Brücke in Tieflage ist an zahlreichen Tagen im Jahr nicht oder nur eingeschränkt nutzbar, was aufgrund des Wegfalls der Fähren zu einer Unmöglichkeit der Querung führen wird. Spätestens bei Erreichen der Hochwassermarke II seien Teile der B 42 und der B 9 gesperrt. Klaus Thomas von der BI Rheinpassagen: „Kaub, St. Goarshausen, Kamp Bornhofen oder Osterspai sind nicht passierbar, ebenso wie Bacharach, Oberwesel und St. Goar auf der linken Rheinseite. Hochwasser dieser Größenordnung sind am Rhein die Regel.“

Hier sind die Briefe zum Herunterladen.
 

Für Rückfragen

BI Rheinpassagen: Klaus Thomas: 06742 938181

VCD RLP: Mario Pott: 0171 5188831

BUND RLP: Michael Carl (stellv. Landesvorsitzender): 02620 8416; Charlotte Reutter (Naturschutzreferentin): 06131 62706-23; Michael Albrecht (KG Rhein-Lahn): 06432 7541, Ilka Hündorf (KG Rhein-Hunsrück): 06744 7366

GNOR: Karlheinz Witt: 06430 91053

NABU: Winfried Lieber: 06432 83188

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