50 Jahre BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Rheinquerung Wörth/Karlsruhe

08. August 2005 | Mobilität

Konsens und nicht Dissens mit Karlsruhe schaffen! Stagnierendes Verkehrsaufkommen macht große Projekte obsolet Jockgrim wird im Verkehr ersaufen!

In einer Art konzertierter Aktion soll nun offenbar die Südpfalz auf Vordermann gebracht werden für die Nordvariante einer Rheinquerung zwischen Wörth und Karlsruhe. Zwei grobe Geschütze werden dabei in Stellung gebracht: Der angeblich marode Wörther Trog und der damit verbundene Horror einer Vollsperrung für die Sanierung der B 10 sowie das Schüren von Angst bei den Maximiliansauer Brückenanwohnern vor einer Parallelbrücke.

Dass es rechtsrheinisch mindestens ebenso große Ängste vor einer Nordbrücke gibt, wird anscheinend ungerührt in Kauf genommen. Übersehen wird, dass Brücken dazu da sind, Menschen zusammenzubringen und nicht zu entzweien, dass man das in einem Jahrzehnt zu bewältigende Sanierungsproblem an der derzeitigen Brücke nur im Konsens zwischen Südpfalz und Nordbaden aus der Welt bekommen wird.

Angesichts der z. Zt. sich überschlagenden Aktivitäten für eine Nordvariante möchte der BUND Folgendes zu bedenken geben:

  • Das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium hat erst am 24. Juni der SPD-Landtagsabgeordneten Schleicher-Rothmund kurz und lapidar mitgeteilt: „Der Wörther Trog befindet sich in einem guten baulichen Zustand. Über den üblichen Unterhaltungsaufwand hinaus liegen der Landesregierung derzeit keine Erkenntnisse über einen dringenden Sanierungsbedarf vor, der eine Vollsperrung des Wörther Troges erfordern würde“.
  • Falls überhaupt erforderlich, bevorzugt der BUND gemeinsam mit den Bürgerinitiativen und den Grünen die D1-Variante, nämlich die Einschiebung einer Brücke zwischen die derzeitige Straßen- und Schienenbrücke in Stahl- oder Verbundbauweise. Dies wäre Konfliktvermeidung sowohl mit den um ihre Häuser bangenden Brückenanwohnern als auch mit den Interessen des Naturschutzes. Es entstünden Kosten von lediglich ca. 27 Millionen Euro.
  • Es ist dem Karlsruher Gemeinderat beizupflichten, der im Juni mehrheitlich zu der Auffassung gelangte, dass der Bau einer zweiten Spange mit Nordtangente für den überregionalen Verkehr nicht mehr erforderlich ist. Vor dem Hintergrund der allgemeinen demographischen Entwicklung wird derzeit vielen Straßenverkehrsprojekten die reale Grundlage entzogen. Planer und Politiker sperren sich noch hartnäckig gegen die verkehrswissenschaftlich untermauerte Einsicht, die inzwischen auch vom ADAC geteilt wird, dass das erwartete Verkehrswachstum ausbleibt. Was teilweise noch zunimmt, ist lediglich der LKW-Verkehr; querten z. B. 1991 noch 80.000 Fahrzeuge den Rhein bei Wörth, waren es 2002 nur noch 76.000. Täglich hämmert man uns ein, der demographische Wandel verlange drastische Einschnitte in die Sozialsysteme; dass dieselbe Entwicklung sich auch auf das Verkehrsgeschehen auswirken muss, wird in der Öffentlichkeit seltsamerweise immer noch hartnäckig verdrängt.
  • Es ist bezeichnend für die einseitige Fixierung der Meinungsmacher auf den Straßenverkehr, dass das Thema Öffentlicher Verkehr und seine Möglichkeiten auch hier wieder außen vor gelassen wird. Man übersieht, dass es noch vor Inangriffnahme des Brückenprojektes die Stadtbahn Wörth – Germersheim mit ihrem hohen Fahrgastpotenzial geben wird; dass es die Möglichkeit eines zweigleisigen Ausbaus der Strecke Wörth – Winden gäbe.
  • Ebenso völlig ausgeblendet aus der Diskussion bleiben die Folgen einer Nordbrücke durch Verkehrszuwächse und in Form von Dauerstaus für die Orte Jockgrim, Hatzenbühl bis Herxheim – vor allem bei einer Vollsperrung durch Brückensanierung. Die Dörfer werden im Verkehr ersaufen.

Ulrich Mohr, BUND Rheinland-Pfalz (Pressesprecher)  

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