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Rheinland-Pfalz

Scoping-Termin zu B 10-Ausbau - Umweltschützer: Keine vier Spuren im Herzen des Pfälzerwaldes!

18. Juli 2022 | Wälder, Naturschutz, Mobilität, Klimawandel, Lebensräume

WILGARTSWIESEN. Eine Station im Planungsgeschehen für den vierspurigen Ausbau der B 10 ist der auf Dienstag, den 19. Juli festgelegte Scoping-Termin für den Abschnitt Hauenstein -Wilgartswiesen. Es geht gemäß LBM um die „Grundlage für weitere Planungsschritte“. Geladen zu diesem Termin sind u. a. auch die anerkannten Umweltverbände.

Aus Sicht des BUND und befreundeter Gruppen sei bei der Festlegung des Untersuchungsumfangs auch die Einbeziehung der sog. Nullvariante bzw. Null – Plus – Variante (kombinierter 3- / 4-streifiger Ausbau) gründlich und verantwortungsbewusst zu erörtern. Gemeint ist hiermit die sog. „Trichterlösung“, die bei der Mediationsveranstaltung in den Jahren 2012/13 als Kompromissvorschlag intensiv diskutiert worden war und trotz erkennbaren Anklangs am Widerstand einer entschlossenen Minderheit scheiterte.

Für die „Trichterlösung“ spricht nach wie vor, dass ein vierstreifiger Ausbau einerseits im Westen wie auch im Osten aufgrund vorliegender Verkehrszahlen vertretbar ist; dass aber andererseits in den schutzgebietssensiblen inneren Abschnitten die Verkehrszahlen keinerlei Bedarf für eine Vierstreifigkeit hergeben. Fazit: Ein vierstreifiger, autobahngleicher Ausbau mit einem Querschnitt nach RQ 26 ist bei den Abschnitten im Herzen des Biosphärenreservats Pfälzerwald nicht nötig und schon aus Kostengründen nicht verantwortbar. Eine Schlussfolgerung, die seit 1934 von Politik und Planern mehr als ein halbes Dutzendmal für ein Autobahnabenteuer im Pfälzerwald getroffen worden ist.

Durchgängige Vierstreifigkeit würde die Schleusen öffnen für Tausende von Schwerlastern im internationalen Transitverkehr. Die ganztägige LKW-Transitsperre analog zum Nachtfahrverbot in den Sommermonaten der Jahre 2011/12 im Zuge einer Tunnelmodernisierung hat schon damals den Beleg geliefert, dass für eine TEN (Trans European Network)-Achse mitten im tiefsten Pfälzerwald kein Bedarf besteht. TEN-Achsen hat das EU-Parlament verabschiedet. Eine solche TEN-Achse verstieße nicht nur gegen die Vorgaben der Europäischen Union, sondern auch in heftigster Form gegen die Ansprüche, die die UNESCO erhebt für die dauerhafte Anerkennung des Pfälzerwaldes als Biosphärenreservat. Vier Spuren hier, das wäre die „Öffnung der Büchse der Pandora“ mit Langzeitwirkung auf alles, was den Pfälzern lieb ist am Pfälzerwald. Insofern ist die Errichtung einer LKW-Rastanlage in doppelter Hinsicht deutlich kontraproduktiv, um nicht zu sagen gedankenlos: Sie schafft nur die Voraussetzung, dass das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands von immer mehr internationalem Schwerverkehr geflutet wird. Die nächsten TEN-Achsen für die Trucks zwischen Atlantik und Osteuropa sind die sechsspurig ausgebaut A 6 oder die nahe französische A 4. Der Pfälzerwald kann in Ruhe gelassen werden.

Mit dem vormaligen Verzicht auf die „Trichterlösung“ ließ man auch eine ganze Reihe von damals ins Gespräch gebrachten Verbesserungen im Bestand fallen., so z. B. den kreuzungsfreien Umbau von neuralgischen Auf- und Abfahrten, feste Fahrbahntrennungen beim Übergang von 3 auf 2 Spuren und vieles andere. Die Kosten hierfür kalkulierte der LBM damals auf 35 Mio. Euro für den gesamten Bereich zwischen Hinterweidenthal und Godramstein. Ein Schnäppchen im Vergleich zu einem Vollausbau, der inklusive Tunnels mit großer Wahrscheinlichkeit die Milliardengrenze überschreiten würde.

 

Ansprechpartner:

Michael Carl, Stellvertretender Landesvorsitzender BUND RLP: Tel. 02620 8416

Walter Herzog, BI Queichtal: Tel. 0151 42 55 35 83

 

 

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