Mit großer Sorge reagiert der BUND Rheinland-Pfalz auf den aktuellen Waldzustandsbericht 2021. Den heimischen Wäldern geht es alles andere als gut. Trotz des regenreichen Wetters und der pflanzenfreundlichen Witterungsbedingungen in diesem Jahr hat sich der hohe Anteil der geschädigten Waldbäume kaum verändert. Die letzten Trockenjahre haben den Wald offenbar langfristig geschädigt.
„Selbst bei der Buche sind erste Schäden durch den Klimawandel zu beobachten sie und stirbt an einigen Stellen sogar ab. Das zeigt deutlich: Wenn wir den Wald schützen wollen, müssen wir dringend mehr Klimaschutz betreiben“, meint BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub.
Besonders alarmierend ist, dass nur noch acht Prozent der Buchen und sieben Prozent der Eichen gesund sind. Waren Mitte der 1980er Jahre noch knapp 60 Prozent aller Bäume ohne Schäden, sind es heute nur noch etwa 20 Prozent. Sechs Prozent sind tot und treiben nicht mehr aus. Neben dem Klimawandel setzen auch Stickoxide, die Versauerung der Böden, zu hohe Ozonwerte und zu viel Stickstoff dem Wald zu.
35.000 Hektar Fichtenwald sind allein 2021 abgestorben. „Die großen Fichtenschäden machen deutlich, was lange bekannt ist“, meint Yacoub. „Fichten sind für Rheinland-Pfalz keine geeignete Baumart. Schon gar nicht in Monokulturen.“ Statt auf Fichten zu setzten, solle man lieber heimische Baumarten fördern. Unter den Nadelbäumen könne das die Weißtanne sein. Sorge bereitet Yacoub die weitere Entwicklung auf den ehemaligen Fichtenstandorten: „Vielerorts sind die abgestorbenen Fichten flächig geräumt worden. Der Boden liegt frei und kann im Sommer stark austrocknen und sich erhitzen. Das sind keine guten Bedingungen für Keimlinge oder junge Bäume.“
Wie stark sich der Klimawandel schon auswirkt, zeigt sich am Donnersberg. Hier ist bereits eine Veränderung der Waldgesellschaft zu erkennen: Die trockenheitsempfindlicheren Buchen werden von Eichen verdrängt. Auch dass selbst in geschlossenen Wäldern Buchen absterben, gibt Hinweis auf gravierende Veränderungen und Anlass zur Sorge.
Darüber, wie der Wald der Zukunft aussehen wird, kann derzeit nur spekuliert werden. „Für die Waldbewirtschaftung ist die aktuelle Situation eine besondere Herausforderung. Denn jetzt müssen Entscheidungen für die nächsten Jahrzehnte getroffen werden“, meint Yacoub. Der BUND plädiert dabei für die konsequente Umsetzung einer naturgemäßen Waldwirtschaft nach dem Dauerwaldprinzip, die auf das natürliche Potential der Standorte und Naturverjüngung und eine angepasste Jagd setzt. Das Anpflanzen nichtheimischer Baumarten sieht der Umweltverband kritisch und begrüßt, dass auch Landesforsten offenbar auf heimische Baumarten und naturgemäße Waldwirtschaft setzt.
Hoffnung macht dabei die genetische Breite der Buche. So können bei veränderten Klimabedingungen, daran besser angepasste Bäume keimen. Das zeigt sich bereits dadurch, dass die jüngeren, durch Naturverjüngung gewachsen Buchen insgesamt kaum Schäden haben. Sie sind offenbar an die trockeneren Bedingungen angepasst.
Außerdem hat die Bewirtschaftung der Wälder einen deutlichen Einfluss auf ihren Wasserhaushalt. Werden zu viele Bäume in einem Gebiet gefällt werden geschlossene Baum-Bestände geöffnet. Dies führt zu einer starken Erhitzung des Kleinklimas, was es junge Bäumen sehr schwer macht und auch alte Bäume in Stress versetzt. Die Holzernte sollte so schonend wie möglich erfolgen, gerade mit Blick auf den Schutz des Bodens, denn geschädigter Boden kann kein Wasser mehr halten. Naturferne Bestände aus Nadelbäumen sollten sukzessive in naturnahe mit Laubbäumen umgebaut werden, da sich unter Laubwäldern bis zu doppelt so viel Grundwasser wie unter Nadelwäldern bildet.
Abschließend betont Yacoub: „Auch wenn einzelne Arten und Waldsysteme erstaunliche Anpassungsfähigkeiten zeigen, ist es für den Waldschutz unerlässlich, Klimaschutz zu betreiben. Andernfalls besteht die Gefahr, dass – auch durch die hohe Geschwindigkeit der Klimaveränderung – natürliche Anpassungsfähigkeiten überschritten werden und Wälder verloren gehen.“
Der Waldzustandsbericht kann auf den Seiten Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) heruntergeladen werden: https://fawf.wald.rlp.de/fr/veroeffentlichungen/waldzustandsbericht/
Für Rückfragen:
Sabine Yacoub, 0174-9971892