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Rheinland-Pfalz

Was ist relevant für die Aberkennung des UNESCO-Prädikats „Biosphärenreservat“?

04. Mai 2021 | Mobilität, Naturschutz, Klimawandel, Wälder

Der Erregungspegel steigt: Einzig und alleine ein paar angedachte Windräder im Randbereich des Biosphärenreservats sollen die großartige Idee des für Rheinland-Pfalz so prestigeträchtigen deutsch-französischen UNESCO-Konzeptes Biosphärenreservat Pfälzerwald - Vosges du Nord zu Fall bringen. Es ähnelt schon einem Shitstorm, was da heute über die Medien an Engagement und Sorgen um den Pfälzerwald wegen Windrädern zu bemerken ist. Wer aber seiner berechtigten Sorge um den Pfälzerwald eine solide Basis geben möchte, der lese einmal gründlich nach, was das MAB-Nationalkomitee mit sehr klaren Worten in seiner letzten „Periodischen Überprüfung“ zu den Fortschritten dieses großartigen Vorhabens niedergeschrieben hat. Dort heißt es wörtlich zitiert:

„Sorgen bereitet dem MAB-Nationalkomitee bei der Erfüllung der Schutzfunktion, dass es in den kommenden Jahren zu einer weiteren Fragmentierung des Pfälzerwaldes kommen könnte. Damit würde die Repräsentativität des Biosphärenreservats als eines der wesentlichen Anerkennungskriterien in Frage gestellt. Das betrifft zum Beispiel den Ausbau der Bundesstraße 10, der bereits im Gange ist, und die Zunahme des Siedlungsbaus im Außenbereich. Aber auch der Ausbau der Windkraft …“

Was lehren uns diese klaren Worte? Und was müssen wir uns fragen? –  Warum so viel Unmut bei Windrädern im Pfälzerwald und warum nur Schweigen bei dem viel schärferen „Fragmentierungs“-Anschlag auf das Biosphärenreservat durch den autobahngleichen Ausbau der B 10? Warum keine bangen Gefühle und Befürchtungen um den Erhalt des UNESCO-Status‘, wenn sich die Bagger in den Pfälzerwald fressen sollen für ein Betonband im Autobahnmodus mit Standstreifen und allem, was zu einer solchen Magistrale für den internationalen Transitverkehr gehört mit bis zu 10.000 täglichen LKW? Warum verschließt man die Augen vor den Konsequenzen für die Anerkennung als Biosphärenreservat durch Landschaftsumbau, wie zu besichtigen bei Hinterweidenthal oder auch bei Landau, vor den Mengen an CO2-trächtigem Beton und Asphalt, die der Waldlandschaft aufgezwungen werden sollen, vor der schmerzhaften Zerschneidung von Wanderwegen und Naturräumen, vor den nicht durch technische Vorkehrungen zu verhindernden Schadstoffen? Warum stellt man nicht die Frage, was wird das alles kosten? Wer hat schon genau die vorgelegte Nutzen-Kosten-Berechnung für das Betonband durchleuchtet? Warum wird nicht zur Kenntnis genommen, dass schon die erste Mediationsrunde erbracht hat, dass eine vierstreifige B 10 keine neuen Vorteile für die regionale Wirtschaft bringen wird? Warum will man zulassen, dass dort, wo im Augenblick relativ wenig Verkehr auf der B 10 ist, durch Herstellung von Durchgängigkeit sich LKW-Massen häufen werden, für die es doch klare Alternativen gibt? Warum bemerkt man nicht, dass das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts einen ganz neuen Blick auf die Zukunft des Verkehrswesens verlangt?

Die B 10 ist noch nicht durchgängig für die Armada der Transit-LKW planfestgestellt. Ein Moratorium durch die Berliner Politik ist vorstellbar. Unter den ca. 1.300 Fernstraßenprojekten im aktuellen Bundesverkehrswegeplan gilt die „Pfälzerwald-Autobahn“ als eines der bedenklichsten.

Für Rückfragen
Michael Carl, 02620 8416
Sabine Yacoub, 0174 9971892
Ulrich Mohr, 06347-6630

 

 

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