BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Bäche und Flüsse: Kapillarsysteme unserer Biodiversität

Kleine Gewässer, die Frühwarnsysteme mit Schlüsselfunktion für klimatische Veränderungen in der Landschaft

Generelles

Rheinland-Pfalz ist durchzogen von einem dichten Gewässernetz.  (Landesamt für Vermessung und Geobasisinformationen RLP)

Kleine Gewässer durchziehen unsere Landschaften und verbinden Lebensräume. Sie bilden Artenkorridore und vernetzen Biotope. Flüsse und Bäche bilden individuell geprägte Kleinlebensräume. Sie leisten wichtige Klimaschutzaufgaben, denn sie speichern Wasser und binden CO2. Gleichzeitig sind sie Frühwarnsysteme für den sich ändernden Wasserhaushalt im Klimawandel. In der Summe machen kleine Gewässer, zusammen mit ihren Randstreifen, eine bedeutend große Fläche in aus.  Ihre Einzugsgebiete bilden unsere kompletten Landschaften ab, so dass große Gewässer lediglich die abhängige Weiterführung der Eigenschaften der kleinen Gewässer darstellen. Mit der qualitativen Verbesserung der kleinen Gewässer und ihrer Randstrukturen lassen sich große positive Effekte für die folgenden Schwerpunkte erzielen:

  1. Biodiversität
  2. Klima
  3. große Gewässer
  4. Bodenwasserspeicher für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft
  5. Gesundheit der Bevölkerung

Biodiversität

Das Besondere an diesen Strukturen: Feuchtgebiete und gewässernahe Lebensräume beherbergen unsere wertvollsten, komplexesten und artenreichsten Ökosysteme überhaupt. Der WWF beziffert, dass Feuchtgebiete und gewässernahe Lebensräume 40 % aller Arten weltweit beherbergen. Die Fläche an Feuchtgebieten ist seit 1900 weltweit um 70 % zurückgegangen. Parallel dazu sanken laut einer WWF-Studie die Bestände von Süßwasserarten um durchschnittlich 84 %.

Grund sind die vielen anthropogenen Einflüsse. Dazu zählen zum einen bauliche Veränderungen, wie Trockenlegung von Wiesen, Auen, Mooren und Quellbereichen, sowie die Begradigungen von Bächen und Flüssen. Dazu zählt zum anderen aber auch die chemische Einflussnahme durch Düngemittel und Pestizide sowie die Einleitungen von Abwässern und vielfältigen Verunreinigungen.

Klima

Feuchtgebiete leisten einen enorm wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Feuchtgebiete können mehr CO2 binden als alle anderen terrestrischen Ökosysteme auf unserem Planeten. Sie können bis zu 30% des Kohlenstoffes binden. Damit leisten sie einen sehr wertvollen Beitrag gegen den anthropogenen Treibhausgaseffekt. Feuchtgebiete sind sehr effektive Wasserspeicher die helfen, Überschwemmungen und Flutkatastrophen zu verhindern. Sie können pro Hektar bis zu 3,8 Millionen Liter Flutwasser aufnehmen. Die natürliche Speicherfähigkeit der Feuchtgebiete hält wichtiges Wasser wie ein Puffersystem für das lokale Klima bereit.

Große Gewässer

Der Zustand der großen Gewässer wird maßgeblich durch die Eigenschaften, Inhaltsstoffe und ökologischen Bedingungen der kleinen Gewässer geprägt, die in sie münden. Umfeld und Landnutzung im Einzugsgebiet der kleinen Gewässer tragen in hohem Maß zu ihrem ökologischen Zustand bei. Da die Gewässerlängen der kleinen Gewässer die der großen um ein Vielfaches übertreffen, kann der gute ökologische Zustand der größeren Gewässer nur erreicht werden, wenn die Vielzahl an Zuflüssen ökologisch in Ordnung ist. Die Erfüllung der Wasserrahmenrichtlinie nimmt deshalb mit der qualitativen Verbesserung der kleinen Gewässer ihren Anfang.

Akzessorischer Bodenwasserspeicher für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft

Feuchtgebiete und gewässernahe Strukturen bilden einen natürlichen Bodenwasserspeicher, der die Landschaft mit Wasser versorgt und Dürre- und Trockenperioden abmildert, indem langsam Wasser an die Umgebung abgegeben wird. Dadurch mildern sie Effekte des Klimawandels auf die umgebenden Strukturen und Wirtschaftsbereiche des Menschen wie Land-, Forst- und Wasserwirtschaft (Grundwasserschutz) ab.

Menschliche Gesundheit

Feuchtgebiete und gewässernahe Strukturen filtern Wasser auf natürliche Weise von Verunreinigungen und sorgen so für sauberes und sicheres Trinkwasser. Sauberes Wasser ist für alle Lebewesen essentiell und eine unserer kostbarsten Ressourcen. Gleichzeitig aber auch eine unserer am meisten gefährdeten Ressource. Der Schutz von Gewässern und deren Nachbarstrukturen ist daher eine unserer wichtigsten Zukunftsaufgaben.

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