BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Fetthennen-Bläuling - eine Art der heißen Felsbiotope in Flusstälern

Der Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) in Rheinland-Pfalz ist eine charakteristische Art der heißen Felsbiotope in den steilen Flußtälern von Mittelrhein und Mosel.

Dieser schöne und sehr spezialisierte Bläuling ist akut vom Aussterben bedroht. Der Einsatz von Pestiziden im Weinbau, die Aufgabe von Weinbergen in den Steillagen und der Klimawandel sind die Hauptursachen für das Verschwinden der Art.

Die Weibchen sind braun-grau mit unterschiedlich großen Blau-Anteilen.

Die Weibchen sind oft etwas größer als die Männchen.

... und noch ein Weibchen.

Die Männchen sind kleiner und haben oft größere Blau-Anteile auf den Flügel-Oberseiten.

Die Männchen nutzen erhöhte Pflanzenteile als Ansitze und beobachten von dort die Umgebung in der Hoffnung auf vorbeifliegende Weibchen.

Ein Männchen auf Blättern mit deutlich erkennbaren Rückständen von Spritzmitteln.

Es gibt auch Männchen mit weniger Blau-Anteilen.

Einige Tiere sind nicht auf den ersten Blick als Männchen oder Weibchen zu erkennen.

Bei längerer Beobachtung ist aber eine Unterscheidung aufgrund des Verhaltens oft möglich.

Anhand der Flügelunterseite ist die Art eindeutig identifizierbar. Auf dem Bild ist ein frisch geschlüpftes Weibchen zu sehen. Die Männchen schlüpfen oft einige Tage vor den Weibchen.

Nach dem Schlüpfen kommt es nach sehr kurzer Balz in der Regel noch am gleichen Tag zur Begattung der Weibchen.

Und direkt im Anschluß an die Paarung beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Die mit großem Abstand wichtigste Eiablage-Pflanze in Rheinland-Pfalz ist die Große Fetthenne (Hylotelephium telephium, früher: Sedum telephium).

Extrem selten können auch Eiablagen an Sedum album und Sedum rupestre beobachtet werden. An beiden Pflanzen wurde in Rheinland-Pfalz noch keine Raupe gefunden. Eine Aufzucht mit diesen Pflanzen ist aber möglich.

Die Eiablage an der Großen Fetthenne erfolgt auf der Blattoberseite, an den Blatspitzen, auf den Unterseiten der Blätter, aber auch an den Stängeln der Pflanzen.

Sehr seltener Eifund an Sedum album.

Noch seltener ist ein Eifund an Sedum rupestre.

Die Eier sind weiß und haben eine runde flache Form. Die Oberfläche zeigt ein netzartiges Profil.

Die Raupen schlüpfen abhängig vom Witterungsverlauf (vor allem Temperaturverlauf) ungefähr eine Woche nach der Eiablage.

Die Raupen schaben die Blätter ab und lassen die Blatthaut stehen (Fensterfraß). Manchmal minieren sie als junge Raupen in den Blättern später als ältere Raupen einige auch in den Stielen der Pflanzen.

Meistens leben die Raupen aber versteckt auf den Unterseiten der Blätter. Oft haben sie vorher den Blattansatz angenagt. Nur selten sind sie auf den Oberseiten der Blätter zu sehen.

Auf dem Bild ist ein natürlicher Aufenthaltsort der Raupe zu sehen. Die Raupe hat mehrere Blattansätze angeknabbert, so dass diese wie ein natürliches Zelt herunter hängen. In diesem Zelt versteckt sich die Raupe umgeben von einer sie beschützenden Garde von Ameisen.

Während eines Ortswechsels wird die Raupe von mehreren Ameisen begleitet.

Die Ameisen betrillern die Raupe ständig um einen Sekrettropfen zu ergattern.

Bis zu 15 Ameisen halten sich bei den L5-Raupen auf.

Die von Raupen befallen Pflanzen können durch die Raupe stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

Neben den Wegameisen (Lasius ssp.) kommen auch Symbiosen der Raupen mit anderen Ameisenarten wie hier mit Knotenameisen vor. 

Eine riesengroße Rossameise "betreut" ihre Raupe des Fetthennen-Bläulings.

Auch in der Zucht im Garten finden die Raupen schnell "Freunde".

Eine Wegameise (Lasius niger) beim Saugen aus der Nektardrüse der Raupe des Fetthennen-Bläulings.

Zwei Ameisen saugen gleichzeitig an einem Nektar-Tropfen der Raupe.

Die älteren Raupen (ab L3) des Fetthennen-Bläulings besitzen am Hinterleib neben der Nektar-Drüse zwei Tentakel. Diese werden in Situationen, in denen sich die Raupen bedroht fühlen, ausgefahren und verströmen Duftstoffe. Dies signalisiert den Ameisen eine Alambereitschaft. Sie laufen dann hektisch hin und her.

Manchmal minieren auch ältere Raupen und zwar dann im Stängel der Pflanze. Im Bild hat sich eine Raupe beim Versuch in den Stängel einzudringen mit der abgeknickten Pflanze eingeklemmt und ist so zu Tode gekommen. Man kann von unfreiwilligem Selbstmord sprechen...

Diese Raupe war erfolgreicher beim Eindringen in den Stängel der Futterpflanze.

Zwei Raupen des Fetthennen-Bläulings im Duett auf einem Blatt der Futterpflanze.

Nach 4-6 Wochen verpuppen sich die Raupen in Bodennähe bevorzugt unter Felsen oder Steinen.

Für ein Wiederansiedlungs-Projekt in der Dörscheider Heide und am Bacharacher Hahn gelang es im Jahre 2021 mehr als 1500 Puppen zu züchten.

Nach der Überwinterung schlüpfen die Puppen im April des Folgejahres.

Der frisch geschüpfte Falter sieht noch etwas unförmig aus.

Nach dem Aufpumpen der Flügel erscheint bald ein kleiner, aber sehr schöner Bläuling.

Frisch geschlüpftes Weibchen in der Zucht.

Und schon beginnt der Lebenszyklus von neuem.

Die Falter des Fetthennen-Bläulings saugen an fast allen im zeitigen Frühjahr vorhandenen Blüten, wie hier am Blutstorchschnabel.

Gelbe und weiße Blüten sind sehr beliebt.

Die Eiablage- und Raupen-Futterpflanze des Fetthennen-Bläulings ist in Rheinland-Pfalz die Große Fetthenne (Hylotelephium telephium).

Die Wildformen der Großen Fetthenne blühen in der Regel im Spätsommer und Herbst gelblich. Zu dieser Zeit haben sich die Raupen schon längst verpuppt. Faktisch nie gibt es in Rheinland-Pfalz Falter einer zweiten Generation, wie dies z.b. in Sachsen der Fall ist. Von mehr als 1500 Puppen schlüpfte in der Zucht nur ein Falter subitan im Sommer. In der Natur wurden in Rheinland-Pfalz keine Falter gesichtet, die eindeutig einer zweiten Generation zuzuordnen sind. Extrem selten werden frische Falter Anfang Juli beobachtet, deren Zugrhörigkeit zu einer möglichen zweiten Generation unklar bleibt.

Die Lebensräume des Fetthennen-Bläulings in Rheinland-Pfalz befinden sich in den Flußtälern von Mittelreihn und Mosel und verfügen über eine ausreichende Luftfeuchtigkeit aber auch über felsige sehr heiße Südhänge, wie hier ein Habitat bei Bacharach.

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