Mainz/Berlin. Vor 35 Jahren explodierte Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe vom 26. April 1986 sind bis heute in der Pfalz messbar. In Rheinland-Pfalz waren der Pfälzerwald und der Hochwald besonders betroffen. In den dortigen Jagdrevieren muss nach wie vor jedes Stück erlegtes Schwarzwild vor der Abgabe an Konsument*innen auf radioaktives Cäsium untersucht werden. Auch Pilze, wie etwa der Maronenröhrling zeigen immer wieder Überschreitungen der Grenzwerte. 2017 wurde bei einem Semmelstoppelpilz eine Überschreitung des Grenzwertes um fast 40 % festgestellt. Trotz der Langzeitfolgen und des Wissens um die tödlichen Gefahren bedroht Atomkraft 35 Jahre nach Tschernobyl und zehn Jahre nach Fukushima noch immer Mensch und Natur. Auch in Deutschland und Europa, direkt vor unserer Haustür. So stellen für Rheinland-Pfalz die Kraftwerke Cattenom, Doel und Tihange weiter ein erhebliches Sicherheitsproblem dar. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz fordert daher einen sofortigen und vollständigen Atomausstieg.
Sabine Yacoub, Landesvorsitzende: „Ein Super-GAU ist jederzeit möglich. Dieses permanente Risiko hat unsere Gesellschaft nie akzeptiert. Doch auch hierzulande ist die Gefahr nicht gebannt. Die letzten Reaktoren werden erst Ende 2022 abgeschaltet. Dabei erhöht jeder Tag das Risiko. Und selbst nach dem Atomausstieg befeuert Deutschland weiterhin das nukleare System, denn die Urananreicherungsanlage in Gronau und die Brennelementefabrik in Lingen laufen unbefristet weiter. Dabei ist vollkommen klar: Es braucht einen kompletten Atomausstieg in Deutschland und weltweit. Anstatt auf hochgefährliche Technologien zu setzen, sollte die Bundesregierung endlich den notwendigen naturverträglichen Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreiben. Damit Atomkraft endlich Geschichte wird!“
Ende März wurde auch noch bekannt, dass der wissenschaftliche Dienst der EU-Kommission dafür plädiert, Atomkraft als nachhaltig einzustufen. Eine Farce.
Michael Carl, Stellvertretender Vorsitzender und Sprecher des AK Energie und Klimaschutz: „Investitionen in Atomkraft sind nicht nachhaltig. Stattdessen verhindern sie sogar den wichtigen naturverträglichen Ausbau nachhaltiger Erneuerbarer Energien. Zudem wird die Jahrtausendaufgabe des Umgangs mit dem Atommüll unsozial auf nachfolgende Generationen abgewälzt. Für eine wirklich nachhaltige Zukunft ist der sofortige Ausstieg aus dieser Hochrisikotechnologie zwingend erforderlich. Nur dann ist mit einer Akzeptanz für ein sog. Endlager zu rechnen. Auch in Rheinland-Pfalz wurden Gebiete benannt, die sich grundsätzlich für ein Endlager eignen würden. Ein breiter Streifen, der sich im Rheingraben vom Mainzer Süden bis in die Pfalz zieht, wurde von der Bundesgesellschaft für Endlagerung angegeben.“
Mehr Informationen
Studie zur Zwischenlagerung hoch radioaktiver Abfälle: www.bund.net/zwischenlagerstudie-2020
Der BUND zur Endlagersuche: www.bund.net/endlagersuche
Uranatlas 2019: www.bund.net/uranatlas
BUND-Abschaltplan für AKW und Kohlekraftwerke von 2018: www.bund.net/abschaltplan
Kontakt
Michael Carl, 02620 8416