BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

EMF-Wachhund

19. Mai 2005 | Umweltgifte, Ressourcen & Technik

BUND zu EMF-Wachhund: Wachhund in der Hütte wird kein Suchhund Ministerin leicht widerlegbar

Dass sich das rheinland-pfälzische Umweltministerium um die gesundheitlichen Auswirkungen von Elektrosmog in einer bundesweit einzigartigen Studie kümmern wollte, ist anerkennenswert. Die vorschnelle öffentlich geäußerte Schlussfolgerung der Ministerin jedoch, „Elektrosmog-Beschwerden sind kein Massenphänomen“, ist nicht zulässig. Zu diesem Ergebnis kommt der BUND Rheinland-Pfalz, der bereits vier ganztägige und bundesweit beachtete Symposien zu diesem Thema durchgeführt hat, nach eingehender Prüfung vorliegender Informationen zum „Mainzer EMF-Wachhund“.

Leicht widerlegbar ist die Ministerin durch eine zusammenfassende Bemerkung im von der Johannes-Gutenberg-Universität und ihrem eigenen Haus verantworteten Abschlussbericht. Dort heißt es: „Eine Internet-basierte Meldestelle ist nicht dazu geeignet, aus den gesammelten Daten für die Gesamtbevölkerung gültige Aussagen abzuleiten, insbesondere zur Quantifizierung des Phänomens . . .“

Dass sich letztlich nur 147 Rheinland-Pfälzer meldeten, kann nur an der Vorgehensweise der Studie liegen, insbesondere an der ungeeigneten Ansprache der Betroffenen: Mit der Frage nach „Elektrosensibilität“, einem nur Insidern geläufigen Begriff, ist wenig bis nichts getan. Auch ein Wetterfühliger, der eigentlich auf elektromagnetische Felder reagiert, wird sich in der Regel nicht als „elektrosensibel“ bezeichnen.

Weit verbreitete und zunehmende Symptome wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Mattigkeit, Erschöpfung, Ohrgeräusche u. ä. werden von den Betroffenen in aller Regel nicht mit elektromagnetischen Feldern in Verbindung gebracht. Melden für die Studie konnte sich also nur die verschwindende Minderheit von Personen, die für sich einen solchen Zusammenhang sahen.

Weiter hat sich von dieser Personengruppe sicher mancher keine Hilfe erwartet und ist des-halb ferngeblieben. Außerdem war die Aktion wenig bekannt; die Zusammenarbeit mit Gruppen wie der Mobilfunkinitiative Rheinland-Pfalz oder dem BUND wurde nicht gesucht.

Die Schlussfolgerung von einer geringen Teilnehmerzahl auf ein kleines Problem ist somit wissenschaftlich kaum haltbar.
Problemangemessener wäre es gewesen, wenn der „Wachhund“ in unmittelbarer Umgebung von Mobilfunksendern die Frage nach den bekannten Symptomen in Form von Fragebögen an die Haushalte herangetragen hätte. Der Zusammenhang zwischen der vorhandenen Strahlung und den Symptomen wäre dann in gezielter Deexposition, möglichst im Doppelblindversuch, überprüfbar zu machen gewesen. D. h. Kontrolle, was aus den angegeben Beschwerden wird, wenn der/die Betroffene nicht mehr der vermuteten Belastungsursache ausgesetzt ist, und zwar unter der Bedingung, dass weder die Probanden noch der Testdurchführende wissen können, welches das echte Testobjekt und welches das Vergleichsobjekt ist.

In der medizinischen Forschung soll dieses methodische Vorgehen eine Selbstverständlichkeit sein. Es würde den EMF-Wachhund zu einem rastlosen Suchhund machen. So aber ist er ein in seiner Hütte angeketteter armer Hund, der darauf angewiesen ist, dass sich zufällig jemand in seine Nähe verirrt.

Ulrich Mohr, BUND Rheinland-Pfalz (Pressesprecher)

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb