BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Erhaltung von Bäumen in Koblenz

04. Juni 2008 | Wälder, Mobilität, Nachhaltigkeit

Gemeinsame Erklärung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., des Beirates für Naturschutz bei der Unteren Naturschutz-Behörde der Stadt Koblenz und der Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH

Bundesgartenschau Koblenz 2011 

KOBLENZ (pm). Der BUND Rheinland-Pfalz hat große Bedenken gegen die im Zuge der Vorbereitung zur Bundesgartenschau Koblenz 2011 geplanten und teilweise schon ausgeführten Baumfällungen ausgedrückt. Aufgrund dieser Kritik haben sich Vertreter des BUND und des Naturschutz-Beirates einerseits sowie Vertreter der BUGA Koblenz 2011 GmbH und des städtischen Eigenbetriebs Grünflächen und Bestattungswesen andererseits zu einem konstruktiven Gespräch getroffen, um die jeweiligen Positionen auszutauschen, eventuelle Missverständnisse zu klären, gemeinsame Ziele zu formulieren und Eckdaten für den künftigen Umgang miteinander festzulegen. Die Ergebnisse dieses Gesprächs sind in dieser gemeinsamen Erklärung festgehalten:

Der Schaffung und Aufwertung von Freiräumen und Grünflächen ist bei der zukünftigen Entwicklung der Stadt Koblenz große Aufmerksamkeit zu widmen. BUND und Naturschutz-Beirat erwarten, dass dies im Rahmen der Vorbereitung zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz in besonderem Maße erfolgt. Der Naturschutz-Beirat hat seine Erwartungen an die Bundesgartenschau schon 2006 in einer Qualitätszielkonzeption beschrieben. Dabei spielt – neben der BUGA Koblenz 2011 GmbH – der städtische Eigenbetrieb Grünflächen und Bestattungswesen eine besondere Rolle, der mit seinem „Masterplan Grün 2011 +“ bereits begonnen hat, Grünflächen im gesamten Stadtgebiet systematisch aufzuwerten, zu entwickeln und zu vernetzen. Hierfür wurden 2008 im städtischen Haushalt fast eine Mio. Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt.

Die Gesprächspartner sehen Koblenz als eine Stadt, in der bisher das Auto anderen Belangen der Stadtentwicklung übergeordnet worden ist. Die BUGA Koblenz 2011 GmbH strebt mit ihrer Planung an, diese Priorität zu ändern und hochwertige Naherholungsflächen im Stadtgebiet zu schaffen, unter anderem

  • mit dem Bau des „Haltepunkt Mitte“ für den Schienen-Personennahverkehr,
  • mit der Herausnahme des Individualverkehrs aus dem Bereich Konrad-Adenauer-Ufer,
  • mit der Umwandlung des Clemensplatzes in eine reine Grünfläche,
  • mit der dauerhaften Wegnahme der Autoparkplätze auf dem Schlossvorplatz sowie
  • mit der Halbierung der Zahl der Autoparkplätze auf dem SGD-Parkplatz.

Der Bau eines neuen Parkplatzes außerhalb der Zirkularbauten des Schlosses an der nördlichen Auffahrrampe der Pfaffendorfer Brücke ist aus Sicht der BUGA Koblenz 2011 GmbH ein guter Kompromiss mit der Bundesagentur für Immobilienangelegenheiten (BImA), ohne den die dauerhafte Entwicklung des Schlossvorplatzes zu einer Freifläche nicht denkbar gewesen wäre. BUND und Naturschutz-Beirat lehnen diesen neuen oberirdischen und geringbegrünten Parkplatz mit 300 Stellplätzen nach wie vor vehement ab, weil er städtebaulich und stadtökologisch nicht vertretbar sei. Sie erkennen jedoch an, dass im Vergleich zu den bisherigen Situation mehr von den Menschen nutzbarer Freiraum zur Verfügung stehen wird.

Neben der mangelnden Entwicklung von Grünflächen ist auch der vorhandene Baumbestand in der Koblenzer Innenstadt eine der Ausgangsbedingungen der Bundesgartenschau Koblenz 2011. Es fehlt eine systematische, zukunftsorientiert strukturierte Durchmischung von altem und neuem Baumbestand. BUND und Naturschutz-Beirat unterstützen diese von der BUGA Koblenz 2011 angestrebte systematische Durchmischung, plädieren für eine behutsame, zeitlich gestaffelte Umsetzung und eine sorgfältige Information der BürgerInnen der Stadt. Die seit vielen Jahren geforderte und vom Stadtrat immer wieder abgelehnte Baumschutzsatzung halten BUND und Naturschutz-Beirat dabei für unerlässlich.

Die Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH hat im Laufe des Planungsprozesses die Anzahl der ursprünglich geplanten Baumfällungen bereits reduziert und strebt an, durch weitere Anpassung der Planungen noch mehr Bäume zu erhalten. Bei artenschutzrelevanten Bäumen werden und wurden bereits ausgleichende, von unabhängigen Experten begleitete Maßnahmen umgesetzt. Die Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH räumt ein, dass mit den Baumfällungen zunächst eine Reduktion des Grünvolumens in der Stadt einhergeht. Das Grünvolumen werde aber nach wenigen Jahren wieder auf dem alten Stand sein und sich mittel- und langfristig noch steigern.

Der BUND und der Naturschutz-Beirat erkennen an, dass das Vorgehen der Bundesgartenschau Koblenz hinsichtlich der Baumbewertungen und naturschutzrechtlichen Belange fachlich fundiert ist. Dennoch werden dem BUND und dem Naturschutz-Beirat noch zu viele Bäume aus gestalterischen Gründen gefällt. Beide fordern Nachbesserungen im Sinne einer größeren Wertschätzung vorhandenen Grünvolumens. Sie fordern für die von der Bundesgartenschau als unumgänglich angesehenen Baumfällungen einen vollen Ausgleich im Verhältnis von mindestens 1 zu 3. Falls dieser Ausgleich nicht im Bereich des Bebauungsplanes 154 möglich ist, müssten andere Standorte im Innenstadt-Bereich gesucht und zeitnah begrünt werden, um das innerstädtische Grünvolumen zu vergrößern. Diese Forderung wird bereits positiv in den Gremien diskutiert.

BUND und Naturschutz-Beirat akzeptieren die Planungsziele, die die BUGA Koblenz 2011 verfolgt und die insbesondere bei der Schaffung und Aufwertung von Freiräumen unter der Prämisse der Nachhaltigkeit stehen. Dabei geht es allen Beteiligten vor allem darum, die Balance zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten herzustellen. Alle Beteiligten sehen, dass der Anspruch, Grünflächen und Freiräume für den Menschen erlebbar zu machen, in seiner Konsequenz die Wegnahme einzelner Bäume bedeuten kann. Ein Beispiel ist die Öffnung des Schlosses, die einen barrierefreien Durchgang durch die alte Preußische Mauer als Voraussetzung für eine behindertenfreundliche Bundesgartenschau erfordert. Der BUND heißt diesen sozialen Aspekt gut, da er es für selbstverständlich erachtet, Freiräume für alle Menschen nutzbar zu machen. Die Gesprächspartner halten die geplante ständige ökologische Baubegleitung für die Bundesgartenschau ab Baubeginn für äußerst nützlich und der Sache angemessen.

Um die Ziele der Bundesgartenschau gemeinsam zu erreichen und das Verständnis füreinander zu vertiefen, streben die Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH, der BUND Rheinland-Pfalz, insbesondere die Kreisgruppe Koblenz, sowie der Naturschutz-Beirat regelmäßige Treffen an, bei denen die aktuellen BUGA-Maßnahmen erläutert und diskutiert werden sollen.

Alle Beteiligten sind sich einig: Mit diesen Ansätzen einer Neuausrichtung der Stadtentwicklung positioniert sich die Stadt neu und passt sich veränderten Rahmenbedingungen an, wie beispielsweise Klimaschutzzielen, demografischen Trends, sich wandelnden Arbeitsbedingungen
oder der Tatsache, dass die Menschen verstärkt in die Stadt ziehen. Diesen Entwicklungen muss schon jetzt Rechnung getragen werden, um die Stadt Koblenz für die Zukunft gut aufzustellen. Urbanität soll dem Menschen dienen. Die Entwicklung des Freiraums und der Grünflächen in der Stadt darf mit der Bundesgartenschau keinesfalls beendet sein. Daran wollen die Partner konstruktiv mitarbeiten.

Pressekontakt:

  • Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH, Christiane Gandner, Karstorpfaffenstraße 21, 56068 Koblenz Tel: 0261/70 201 258 e-Mail: christiane.gandner@buga2011.de
  • Beirat für Naturschutz bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Koblenz, Vorsitzende: Carmen Parrado, Südallee 73, 56068 Koblenz, Tel. 0261 – 30 90 30, e-Mail: cparrado@web.de
  • BUND, Dr. Erwin Manz, Rheinland-Pfalz, Hindenburgstr. 3, 55118 Mainz, 06131-62706-0; EMail: Erwin.Manz@bund-rlp.de
  • BUND-Kreisgruppe Koblenz, Werner Huffer-Kilian, St. Josefstr. 20, 56068 Koblenz, Tel. 9737780, E-Mail: Huffer-Kilian@t-online.de  

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