BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Kormorane sollen fischen dürfen

27. Oktober 2008 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume

Naturschutzverbände lehnen den vom Land vorgelegten Entwurf zur Kormoranverordnung ab

Mainz. Die anerkannten Naturschutzverbände BUND, GNOR und NABU haben am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Mainz deutlich gemacht, dass sie den von der Lan-desregierung Rheinland-Pfalz vorgelegten Entwurf der „Landesverordnung zur kontrollierten Entwicklung der Kormoranbestände“ in dieser Form strikt ablehnen.
In einer Stellungnahme, die auch von den Naturfreunden und der Pollichia unterzeichnet wurde, kritisieren die Verbände vor allem, dass immer wieder von „erheblichen Schäden“ die Rede sei, die der Kormoran den heimischen Fischen zufügen soll, diese aber gar nicht nachzuweisen seien. Beanstandet wird auch, dass die betroffenen Angler oder deren Verbände die angeblichen Belastungen nicht beziffern können, und sich die geäußerten Behauptungen nur auf Vermutungen beziehen.

„Bisher liegt kein wissenschaftlicher Nachweis vor, dass der Kormoran eine Fischart im gesamten Bestand bedroht“, betont Dr. Peter Keller, Landesvorsitzender der GNOR. Gerade das Gegenteil sei der Fall, so die Naturschützer. Viele und auch seltenere Fischarten sind bezüglich ihres Gefährdungsgrades herabgestuft worden. Bei einigen Arten haben sich die Bestände erholt, so dass diese inzwischen besser dastehen als noch vor einigen Jahren und das trotz des Kormorans!

Den Kormoran also als problematische und schädigende Art darzustellen, sei schlichtweg ein Irrtum.

An der Gefährdung von Fischen und anderen Wasserorganismen hat nicht der Kormoran Schuld, sondern der Umgang des Menschen mit seinen Gewässern. Stichworte dazu sind bei-spielsweise nach wie vor existente Gewässerverschmutzungen oder die schlechte Gewässerstruktur (z. B. durch Uferverbau, Staustufen etc.) der Flüsse und Bäche.

„Es ist allzu leicht, dem Kormoran den Rückgang von Fischen anzulasten. Aber ein Abschuss wird das vermeintliche Problem auch nicht lösen“, sagt der Naturschutzreferent des NABU Rheinland-Pfalz Dr. Holger Buschmann. Ganz im Gegenteil: Studien an dem rund 90 cm gro-ßen Wasservogel zeigten, dass oft gestörte und aufliegende Kormorane einen wesentlich höheren Energiebedarf haben und somit auch mehr fressen müssten. Die Tiere, die die tödliche Jagd auf ihre Artgenossen überlebt hätten, würden an andere Gewässer ausweichen und dort umso mehr fressen. „Es ist also kontraproduktiv, die Kormorane ‚letal zu vergrämen’, denn dadurch wird das Problem nicht gelöst, sondern erst erzeugt und in andere Regionen exportiert“, unterstreicht auch Keller.

Damit es dazu nicht kommt, bieten die Umweltverbände andere Lösungen als den Abschuss an. An Fischteichen, wo am ehesten wirtschaftliche Schäden entstehen können, ist es relativ einfach möglich, z.B. durch das Spannen von Drähten, Erfolge in der Kormoranabwehr zu erreichen. „Das ist sicherlich die sauberste und effektivste Lösung, bei der die Fischbestände geschützt werden und es zu keinem Blutvergießen kommt“, würdigt Keller diese Maßnahme. Lokale Vergrämung durch Böllerschüsse oder Blitzlichter an bewirtschafteten Fischteichen sind weitere einsetzbare Mittel.

Die Jagd auf Kormorane auch in Vogelschutzgebieten zuzulassen, stößt bei den Naturschützern auf völliges Unverständnis. „Es kann doch nicht sein, dass Vögel „in extra zum Vogelschutz“ eingerichteten Schutzgebieten von europaweiter Bedeutung geschossen werden dürfen“, kritisiert Dr. Erwin Manz, Landesgeschäftsführer des BUND. Durch die Jagd würden nicht nur die Kormorane gestört, sondern auch jede andere dort rastende Vogelart, darunter oft seltene und besonders geschützte Arten.

Abschließend verweisen Dr. Peter Keller, Dr. Erwin Manz und Dr. Holger Buschmann auf das Saarland, das seine geplante „Kormoranverordnung“ nach eingehender Diskussion dorthin verfrachtet hat, wo sie herkam, hingehört und hoffentlich nie wieder herausgeholt wird: In die Schublade!


Weitere Informationen:

BUND Rheinland-Pfalz: Dr. Erwin Manz, Tel.: 06131 627 060
GNOR: Dr. Peter Keller, Handy: 0173 3155113
NABU Rheinland-Pfalz: Dr. Holger Buschmann, Tel.: 06131 1403922

Die komplette Stellungnahme der Verbände ist im Internet abrufbar, z.B. unter:
www.gnor.de -> Neues! -> verbandsübergreifende Stellungnahmen.

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