BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Barrierefreiheit für Lachs & Co im Rhein

02. Juli 2009 | Flüsse & Gewässer, Gefährdete Tiere und Pflanzen, Lebensräume, Quellen und Bäche

Arbeitsgemeinschaft Hochrhein Anlässlich der Plenarsitzung der Internationalen Rheinschutzkommission am 1. und 2. Juli 2009 in Schaffhausen teilen die Umweltverbände Frankreich, Schweiz und Deutschland mit Barrierefreiheit für Lachs & Co im Rhein!

Schon im letzten Jahrhundert hat die Internationale Rheinschutzkommission das Ziel formuliert: Der Lachs muss wieder bis Basel kommen! Während die Umweltorganisationen zusammen mit der Hochrheinkraftwerken versuchen, die Situation für die Fischwanderung zu verbessern (KW RADAG, Rheinfelden etc.), erfolgen die Verbesserungen am Oberrhein bislang äußerst schleppend: Die meisten Staustufen und Kraftwerksanlagen sind für den Lachs und die anderen „Langdistanzwanderfische“ (wie beispielsweise Meerforelle, Maifisch, Meerneunauge) immer noch unüberwindliche Hindernisse auf ihrem Zug in ihre Laichgründe. Und der vom Aussterben bedrohte Aal wird weiterhin in den Turbinen der Rheinkraftwerke gehäckselt.

 

Am 18. Okt. 2007 hat die Rheinministerkonferenz beschlossen, den Bau von zwei weiteren Fischtreppen in Erwägung zu ziehen – und zwar eine Fischtreppe am  Rheinkraftwerk Strasbourg und die Durchgängigmachung in „Gerstheim“. Der Betreiber der Rheinwasserkraftwerke – die Electricité de France (EdF) – leistet vor allem in Hinblick auf „Gerstheim“ hinhaltenden Widerstand. Die EdF schiebt Kostengründe vor. Dabei erwirtschaftet die EdF mit der Verstromung des Rheinwassers in den zehn Kraftwerken am Oberrhein jährlich etwa eine halbe Milliarde Euro Gewinn. (Der Weg über die Staustufe „Gerstheim“ ist wichtig, um das Elz-Dreisam-System wieder für den Lachs zugänglich zu machen.)

 

Mehr Mindestwasser im „Alten Rhein“!

Im Jahr 2007 war die Betriebsgenehmigung für das südlichste EdF-Kraftwerk am Oberrhein nach 75 Jahren ausgelaufen. Um für weitere Jahrzehnte das Rheinwasser in der Staustufe Kembs verstromen zu dürfen, muss die EdF ökologische Gegenleistungen finanzieren. Als Minimum haben die Umweltverbände erwartet, dass die EdF für den „Alten Rhein“ zwischen Weil und Breisach mindestens einen Abfluss von 100 Kubikmeter pro Sekunde (cbm/s) bereitstellen wird (was auch der Gutachter - der Fischexperte des BFS Büros - in seiner Studie auf Seite 102 (103 im französischen Auszug) empfiehlt).  Die EdF will den Mindestwasserabfluss aber nur auf kümmerliche 50 cbm/s erhöhen. Und immer noch praktiziert die EdF zu Gunsten einer maximalen Stromproduktion im Rheinseitenkanal einen „Schwall- und Sunk-Betrieb“ im „Alten Rhein“: Die plötzlichen Wasserstandsschwankungen kosten regelmäßig Millionen Fischen das Leben.

Weniger Abwärmemüll in den Rhein!

Dutzende fossil-atomarer Kraftwerke im Rheineinzugsgebiet pumpen gigantische Kühlwassermengen in den Rhein und seine Nebenflüsse. In den letzten 100 Jahren ist die Rheintemperatur um drei Grad angestiegen – zwei Grad entfallen auf die Abwärmeeinleitungen. In den völlig ineffizienten Großkraftwerken gehen zwei Drittel der eingesetzten „Primärenergie“ als Abwärme verloren. Das warme Kühlwasser wirkt als „thermische Barriere“:  Die „Sommerlachse“ stellen in dem lauwarmen Rheinwasser die Wanderung zu ihren Laichgründen ein.

Die Forderung der Umwelt- und Naturschutzverbände:

Die Stromproduktion in den Wasserkraftanlagen sowie in den Kohle- und Atomkraftwerken muss endlich Rücksicht auf die empfindlichen Lebensgemeinschaften im Rhein nehmen. Ein Kompromiss ist möglich: Eine drastische Effizienzerhöhung im Rahmen einer dezentralisierten Strom- und Wärmeproduktion führt zu einer geringeren Abwärmelast im Rhein. Und eine minimal zurückgehende Stromproduktion in den EdF-Kraftwerken im Grand Canal d’Alsace und im Oberrhein würde zu einer erheblichen Ausweitung der Laich- und Jungfischlebensräume und zur Durchwanderbarkeit für Lachs & Co beitragen.

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Weitere Auskunft:

·      Jean Wencker, Alsace Nature, (Frankreich),

     Tel.: 0033/ 388 66 63 50, E-Mail: jwencker@wanadoo.fr

·      Tobias Winzeler, Geschäftsführer der Arge Hochrhein (Schweiz),

          Tel. 0041/313813252, E-Mail: winzeler@datacomm.ch

·      Dr. Heinz Schlapkohl, Leiter der AG Rhein des BUND (Deutschland),

    Tel. 0049/6353/3318, E-Mail: heinz.schlapkohl@t-online.de

·      Dr. Jörg Lange , Ak Wasser im BBU (Deutschland),

    Tel.: 0049/761/4568 3334, E-Mail: lange@vauban.de

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