BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Die Vertiefung der Fahrrinnen am Mittelrhein ("Abladeoptimierung")

Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes treibt ein Vorhaben voran, um die Fahrrinnen des Rheins zwischen Budenheim und St. Goar zu vertiefen

©Florin und Lambert

Bezogen auf einen normierten Pegelstand soll die sogenannte „Abladetiefe“ (max. Tiefgang der Schiffe für eine sichere Fahrt) optimiert werden.

Nach Angaben der WSV beträgt sowohl oberhalb als auch unterhalb dieses Vorhabens diese Abladetiefe 2,10 m, allerdings gibt es in dem oben genannten Bereich einige Untiefen, die nur eine Abladetiefe von 1,90 m erlauben. Diese Strecke bildet somit eine Einschränkung für die Rheinschifffahrt. Die Mehrheit dieser Untiefen ist nicht großflächig, sondern einzelne hervorstehende Felsspitzen sind für die geringere Abladetiefe verantwortlich. Die geplante Abladeoptimierung ist in dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan aufgeführt und soll nun auf den Weg gebracht werden. Dazu wurde das Projekt in 3 Teilabschnitte aufgeteilt:

  • Teilabschnitt 1, „Oestrich“ und „Kemptener Fahrwasser“, Rhein-km 508,0 bis 528,0
  • Teilabschnitt 2, „Lorcher Werth“ und „Bacharacher Werth“, Rhein-km 528,0 bis 547,5
  • Teilabschnitt 3, „Jungferngrund“ und „Geisenrücken“, Rhein-km 547,5 bis 557,0

Für die TA 2 und 3 wurden die Scoping-Verfahren (siehe rechts) abgeschlossen.

In den TA 1 und TA 2 sind die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen betroffen, im TA 3 liegt auch das rechtsrheinische Ufer in Rheinland-Pfalz. Linksrheinisch liegen somit TA 1 und TA 2 im Landkreis Mainz-Bingen, der TA 3 im Rhein-Hunsrück- sowie Rhein-Lahn-Kreis.

Auf der Website der WSV sind die veröffentlichten Planungsunterlagen verfügbar. Hier wird deutlich, dass eine Kombination verschiedener Maßnahmen vorgesehen ist. Die hochstehenden Felsspitzen sollen abgefräst werden (keine Sprengungen), und durch das Zusammenspiel von Längs- und Querbauwerken im Rhein soll der Wasserspiegel lokal angehoben werden. Dazu liegen alternative Planungen vor (Alternativen 1, 1b, 2 und 3).

Im Scoping-Verfahren wurde der Umfang der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) festgelegt. Dazu wurden von den betroffenen Behörden, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Verbänden und Vereinen umfangreiche Stellungnahmen eingereicht, um auf die sehr vielen offenen Problemstellungen hinzuweisen. Auch der BUND Landesverband Rheinland-Pfalz mit der BUND Kreisgruppe Mainz-Bingen sowie der BUND Kreisgruppe Rhein-Hunsrück haben umfangreiche Stellungnamen eingereicht (siehe rechts "Stellungnahmen BUND").

Alle eingegangenen Stellungnahmen wurden von der WSV zusammengefasst und erwidert. Auch diese Dokumente sind auf der o.g. Seite unter „Scoping-Unterlage“ verfügbar, ebenso die Plakate und Präsentationen, die bei den Scoping-Terminen vorgestellt wurden, sowie die Niederschriften aus diesen Veranstaltungen.

Die Position des BUND Rheinland-Pfalz

1. Der Rhein ist eine wichtige Schifffahrtsstraße, die dazu beiträgt, dass nicht noch mehr Güter mit LKW transportiert werden. Wir haben aber große Zweifel, dass die geplanten Maßnahmen den gewünschten Nutzen haben werden. Sie würden zwar die Zeit, in der Schiffe voll beladen fahren können, etwas verlängern, wir müssen aber davon ausgehen, dass die aktuellen Niedrigwasserstände in Zukunft immer häufiger auftreten werden und die Probleme für die Schifffahrt damit bestehen bleiben. Die Industrie muss sich darauf einstellen, dass der Rhein im Sommer zeitweise nicht oder schlechter geeignet ist, um Güter zu transportieren.

2. Die geplanten Eingriffe sind keinesfalls so gering und schonend, wie suggeriert wird. Mit Längsbuhnen soll dafür gesorgt werden, dass das Wasser vom Uferrand in die Rheinmitte gelenkt wird. Die Flachwasserzonen in den Uferbereichen könnten dadurch austrocknen. Sie sind aber wichtige Lebensräume, z.B. für die Jungfischentwicklung, Muscheln, Libellen. etc.

3. Wir sollten nicht den Rhein an die Schiffe anpassen, sondern die Schiffe an den Rhein. Die eingeplanten Millionen könnten besser in Projekte zur Entwicklung von Schiffen mit geringerem Tiefgang, und für die entsprechende Modernisierung der Schiffsflotte investiert werden. Moderne Schiffsantriebe wären auch ein deutlicher Gewinn für den Klimaschutz. Wenn wir die dezentrale Energiewende endlich umsetzen, sparen wir uns auch viele Schiffsladungen Kohle, die über den Rhein transportiert werden.

Für das Bundesverkehrsministerium gilt das Projekt alternativlos (Kosten/Nutzen), mit der Fertigstellung soll „Anfang der 2030er Jahre“ zu rechnen sein. Inzwischen sehen auch viele Gemeinden am Rhein das Projekt kritisch.

Der aktuelle Stand

Projektablauf Abladeoptimierung der Fahrrinnen am Mittelrhein Quelle: WSA Rhein

Die Planfeststellungsverfahren/vorbereitenden Verfahren für die Teilabschnitten 2 und 3 laufen aktuell. Im Jahr 2024 soll die frühe Öffentlichkeitsbeteiligung für den Teilabschnitt 1, „Oestrich“ und „Kemptener Fahrwasser“, Rhein-km 508,0 bis 528,0 beginnen.

Im Koalitionsvertrag 2021 der Bundesregierung wurde vereinbart, Planung und Bau von wichtigen Infrastrukturprojekten zu beschleunigen. Für das Verfahren zur Mittelrheinvertiefung wurde im November 2022 eine Beschleunigungskommission eingerichtet, die Empfehlungen für Verfahrensbeschleunigungen formulieren sowie Optimierungsvorschläge entwickeln soll. Dieser wurde am 19.09.23 eingereicht und ist hier einzusehen: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/K/bkmr.pdf?__blob=publicationFile

 

Fachliche und sachliche Unterstützung ist willkommen!

Kontakt:

BUND Landesverband: Charlotte Reutter, charlotte.reutter(at)bund-rlp.de

BUND Kreisgruppe Mainz-Bingen: mainz-bingen(at)bund-rlp.de

BUND Kreisgruppe Rhein-Hunsrück: rhein-hunsrueck(at)bund-rlp.de

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