BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Junge Wildkatzen im Wald lassen

05. April 2024 | Wildkatze

  • Im Frühjahr sind Jungtiere der Europäischen Wildkatze in Wäldern unterwegs
  • Verwechslungsgefahr mit ausgesetzten grau-getigerten Hauskätzchen ist groß
  • Richtige Betreuung der Jungtiere ist aufwändig und kann nur von Fachpersonen erfolgen

Mainz. Es ist wieder soweit: In den Wäldern von Rheinland-Pfalz tummeln sich aktuell Jungtiere der Europäischen Wildkatze. Jedes Frühjahr wiederholt sich jedoch ein fataler Fehler: Spaziergänger*innen treffen im Wald auf diese kleinen grau-getigerten Kätzchen und halten sie versehentlich für ausgesetzte Hauskatzen. Sie nehmen die scheinbar verlassenen Jungtiere mit, obwohl sich diese in den meisten Fällen in keiner Not befinden. Oft ist ihre Mutter nur auf Mäusejagd. So beginnt eine schwerwiegende Odyssee für die jungen Wildkatzen, die sogar zum Tod der kleinen Kätzchen führen kann. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz warnt Spaziergänger*innen davor, die kleinen Wildkatzen mit nach Hause zu nehmen.

Charlotte Reutter, Referentin für Naturschutz beim BUND Landesverband Rheinland-Pfalz, unterstreicht die Bedeutung des Schutzes der Europäischen Wildkatze: "Rheinland-Pfalz ist eines der Rückzugsgebiete der Europäischen Wildkatze. Die bedrohte Art steht unter strengem Schutz, und die Haltung in Privathaushalten ist verboten. Das hat gute Gründe, denn die Folgen einer Mitnahme sind für die Tiere gravierend. In Menschenhand besteht für die Wildkätzchen ein sehr hohes Risiko, sich mit Hauskatzenkrankheiten anzustecken. Auch falsche Ernährung ist eine große Gefahrenquelle. Mitgenommene Tiere landen im besten Fall in Wildtierauffangstationen und die Auswilderungen zurück in die freie Natur sind sehr schwierig. Viele Tiere sind zu diesem Zeitpunkt schon so geschwächt, dass sie trotz sachkundiger Pflege nicht überleben“. Daher empfiehlt der BUND, im Zweifel die Tiere immer in Ruhe zu lassen und sie nur kurz aus großer Entfernung zu beobachten.

Aufwand für Wildtier-Auffangstationen enorm

Die Wildkatzenjungtiere müssen von Fachleuten in speziellen Einrichtungen betreut werden. Meistens übernehmen Wildtierauffangstationen oder Expert*innen in Tierarztpraxen diese Aufgaben. Für die meist ehrenamtlich arbeitenden Menschen können im Frühjahr die vielen aus dem Wald entnommenen Kätzchen zu einer großen Herausforderung werden.

„Die Fachleute für Wildkatzen leisten eine außergewöhnliche Arbeit. Die angemessene Versorgung, Aufzucht und spätere Wiederauswilderung einer Wildkatze stellt eine immense Belastung für die oft schon überlasteten Wildtierstationen dar – sowohl in Bezug auf Arbeitsaufwand als auch auf finanzielle Mittel. Im Durchschnitt können pro Jungtier etwa 3.000 Euro und 165 Stunden Arbeitszeit anfallen.1 Diese Kosten entstehen unter der Voraussetzung, dass das Kätzchen die Trennung von der Mutter überlebt und später erfolgreich wieder in die freie Wildbahn entlassen werden kann. Gesunde, graugetigerte Kätzchen im Wald zu belassen, verhindert unnötiges Leid für die Tiere und entlastet die Wildtierauffangstationen”, erklärt Reutter.

Hilfe bei der Unterscheidung zu Hauskatzen und Notfalltelefon

Der BUND klärt zur Verwechslungsgefahr auf und vermittelt Nothilfe, falls unklar ist, ob eine Wildkatze tatsächlich Hilfe braucht oder doch versehentlich eine Jungkatze aus dem Wald entnommen wurde. Kurze BUND-Videos und Infomaterialien zeigen die wichtigsten Unterschiede zwischen Wild- und Hauskatzen auf. Außerdem bietet der BUND einen ausführlichen Handlungsleitfaden an. Dieser hilft Wildkatzen zu erkennen und im Notfall die richtigen Schritte einzuleiten.  

Notfalltelefon im Wildkatzendorf Hütscheroda: Täglich von 10 bis 18 Uhr erreichbar unter: 036254 / 86 51 80

1Angaben der Wildtier- und Artenschutzstation e.V. Sachsenhagen

Hintergrund

Der BUND setzt sich seit über 20 Jahren mit seinem Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" für den Schutz der gefährdeten Europäischen Wildkatze in Deutschland ein. Das BUND-Projekt „Vorsicht Wildkatze!“ (gefördert durch die Deutsche Postcode Lotterie), das auf die Verwechslungsgefahr bei Jungtieren hinweist, wird aktuell in sieben Bundesländern durchgeführt: Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen und Sachsen. Ziel ist es, die Anzahl aus dem Wald mitgenommener junger Wildkatzen deutlich zu verringern. Mehr Infos zum Projekt finden Sie unter  https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/projekt-vorsicht-wildkatze/

Weitere Informationen:

Kontakt: Charlotte Reutter, Referentin für Naturschutz, 0176 15869-178,  charlotte.reutter(at)bund-rlp.de

 

 

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb