BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Themenschwerpunkt: Klimaschutz

Eine der größten und gefährlichsten Krisen der Menschheit ist wohl die Klimakrise. Der Klimawandel findet statt und seine Folgen sind bereits drastisch – in Rheinland-Pfalz, Deutschland und weltweit. In RLP hat sich die Durchschnittstemperatur seit der vorindustriellen Zeit bereits um 1,5 Grad erhöht. Eine Verschiebung der Niederschläge, Extremwetter, trockene Monate mit Hitzesommer, die Verlängerung der Vegetationsperiode und zu geringe Grundwasserneubildung sind die Folgen. Wald und Landwirtschaft leiden akut. Es besteht dringender Handlungsbedarf!

Der Energieverbrauch muss deutlich und schnell gesenkt und darf nur noch aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Klimaschutz ist Naturschutz

Klimaveränderungen hat es auf der Erde schon immer gegeben. Sie erfolgten - bis auf wenige dramatische Ereignisse - langsam in längeren Zeiträumen über hunderte von Jahren. Pflanzen und Tiere konnten durch Anpassung oder Abwandern in geeignete Regionen überleben. Die Klimaveränderungen in unserer Zeit verlaufen aber viel schneller als je in der belebten Erdgeschichte. Es bleibt kaum Zeit für Anpassungen und wegen der dichten Besiedlung durch den Menschen sind Wandermöglichkeiten stark eingeschränkt.

Neben den besonders zu beachtenden Wirkungen auf die Menschen ist auch die Empfindlichkeit der Ökosysteme zu berücksichtigen. Zahlreiche Arten werden aussterben, z.B. werden bei 2,0 Grad Erwärmung wegen der Meeresversauerung 50 % aller Korallen zerstört. Artenvorkommen verändern sich, wie z.B. Einwanderung von Ambrosia, Zecken und Mücken, verbunden mit Allergien oder Tropenkrankheiten.

Beispiel: Der Klimawandel ist zur größten einzelnen Bedrohung des über 2.000 Kilometer langen und von der UNESCO als Weltnaturerbe klassifizierten Great-Barrier-Reefs geworden. Die Erderwärmung führte zu höheren Meerestemperaturen, dies wiederum fördert die sogenannte Korallenbleiche, die zum Absterben der Organismen führt.

Deshalb ist Klimaschutz, der für eine Verlangsamung und Begrenzung des Temperaturanstiegs sorgt, Naturschutz.

 

Naturschutz ist auch gleich Klimaschutz

Beim Klimaschutz geht es auch um die Bindung von Kohlenstoff in der Vegetation und im Boden. Dabei gilt es, die Freisetzung des Kohlenstoffs in Form von CO2 langfristig zu verhindern, etwa durch

  • den Erhalt von Wäldern, intakten Moorböden und Dauergrünlandflächen

  • das Aufforsten mit standort-heimischen Gehölzen oder

  • das Anlegen von städtischen Grünflächen für das Mikroklima in den Ballungsräumen

Dadurch wird nicht nur der Ausstoß von Treibhausgasen vermindert, sondern auch Tier- und Pflanzenarten werden geschützt, sowie Gesundheits- und Erholungsleistungen unserer Landschaft verbessert. Klimaschutz durch Naturschutz ist günstiger und nachhaltiger als entsprechende technische Maßnahmen, hat hohe Synergieeffekte und hohe Potenziale hinsichtlich Fläche und Wirkung.

  • Humusaufbau durch bodenschonende Bewirtschaftung auf kommunalen Flächen vorantreiben

  • Wiedervernässung von entwässerten Mooren erwirken

  • Wälder erhalten: Wälder speichern Kohlenstoff im Humus, im Holz und im Totholz. Die weltweite Entwaldung trägt etwa 17 bis 20 Prozent zu den globalen jährlichen Treibhausgas-Emissionen bei.

  • Fließgewässer natürlich erhalten und / oder renaturieren

 

Was ist zu tun? Hier die Wunschvorstellungen des BUND, an der jeder mitwirken kann!

  • Um die Energiewende zu schaffen, Energieverbrauch (Wärme, Verkehr und Strom) auf etwa die Hälfte des aktuellen Bedarfs senken.

  • In einem Gesetz zur Nutzung von Erneuerbaren Energien im Wärmebereich sollten Mindestvorgaben für die Nutzung von erneuerbarer Energie bei Heizungssanierungen festgesetzt werden.

  • Passivhaus als Standard für Neubau festlegen.

  • Informationskampagnen zu rationeller Energienutzung.

  • Landesprogramm zum Vollzug der Energieeinsparverordnung (EnEV): untere Baurechtsbehörden zu einer engmaschigen und wirkungsvollen Kontrolle der Neubau- und Sanierungsvorhaben verpflichten (Personalausstattung der Behörde entsprechend erhöhen).

  • Energieversorgung zügig auf die Nutzung Erneuerbarer Energien umstellen, im Strombereich bis 2030, im Verkehrs- und Wärmebereich bis 2050; siehe „Fahrplan Energiewende“ des BUND:
    www.bund-rlp.de/service/publikationen/detail/publication/neuer-fahrplan-energiewende-rheinland-pfalz-2018/

  • Zur Zielerreichung den Ausbau der Erneuerbaren Energien deutlich beschleunigen, besser vervielfachen.

  • Repowering als weniger belastende Maßnahme bei der Windenergie erleichtern.

  • Verbindlich 2 Prozent der Landesfläche im Regionalen Raumordnungsplan (ROP) für die Nutzung der Windenergie ausweisen (gilt besonders für den ROP Mittelrhein-Westerwald).

  • Informationskampagne zu regenerativen Energien.

  • Förderprogramm für Solarthermie: der Energieertrag ist bei Solarthermie pro Quadratmeter um mindestens das 3-fache höher als bei PV, auch deshalb legt das Land ein eigenes Förderprogramm auf, um Solarthermie für Hausbesitzer*innen wieder interessant zu machen. Aber auch Photovoltaik in Verbingung mit einer Wärmepunpe sind eine gute Alternative.

  • Nutzung von KWK: falls nicht ohnehin nur noch Passivgebäude erstellt werden, wird bei größeren Gebäuden und Gemeinschaftsanlagen in Neubaugebieten der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung festgeschrieben.

  • Klimaschutz als kommunale Pflichtaufgabe: Landkreisen, Städten und Gemeinden kommt eine wichtige Aufgabe beim Klimaschutz zu. Deshalb muss der Klimaschutz durch entsprechende gesetzliche Änderungen zur kommunalen Pflichtaufgabe erklärt werden.

  • Mobilitätswende: Es ist sinnvoll und zielführend den motorisierten Individualverkehr in großem Maße von Öffentlichem Verkehr zu ersetzen , ergänzt durch intelligente Sharing-Modelle im PKW- und Fahrradbereich. Der ländliche Raum ist hierbei besonders in den Blick zu nehmen.

  • Nutzung von Elektroautos nur als Ergänzung des öffentlichen Verkehrs für die ersten und letzten Kilometer.

  • Ausbau und Förderung des ÖPNV: Bahnstrecken wieder in Betrieb nehmen bzw. ausbauen/elektrifizieren (z.B. Westerwald-Querbahn, Brexbachtalbahn, Holzbachtalbahn), wenn das Sinn macht.

  • Langsamfahrstrecken durch Baumaßnahmen reduzieren.

  • Fahrpläne ausweiten und verbessern (besonders auch auf der Strecke Limburg – Au).

  • Weitere Informationen und Details zu den vorgeschlagenen Maßnahmen finden sich in der BUND-Broschüre
    „Neue Züge braucht das Land“
    www.bund-rlp.de/service/publikationen/detail/publication/forderungskatalogoepnv/

  • Car-Sharing und Fahrradverleihsysteme einführen - wie oben schon erwähnt.

  • Tarifstrukturen vereinfachen, so dass man mit einem Fahrschein problemlos über Verkehrsverbundgrenzen hinweg fahren kann.

  • flächendeckende Senioren- und ein Sozialtickets, die ohne zeitliche Einschränkungen gelten.

  • Azubis, Schüler*innen und Freiwilligendienstleistende erhalten kostenloses Regioticket, Studierende ein Semesterticket, Arbeitnehmer*innen auch in kleinen Betrieben ein Jobticket.

  • Park & Ride-Parkplätze an Bahnhöfen und im Außenbereich von Städten schaffen.

  • Verbesserung der Infrastruktur an Haltestellen: Überdachungen, Toiletten, überdachte und abschließbare Fahrradständer bzw. –boxen, Treppen mit Fahrradspur, witterungsgeschützte Sitzmöglichkeiten, gute Beleuchtung und regelmäßige Reinigung, häufige Ansagen, Lademöglichkeiten für Elektromobile (mit Solarzellen), barrierefreie Zugänge zu allen Gleisen und Einrichtungen (ganz besonders an Bahnhöfen und Haltepunkten im WW).

  • Fahrstühle und Radverleihdienste an größeren Stationen.

  • Car-Sharing-Angebot zur Ergänzung des ÖPNV.

  • Weitgehender Verzicht auf Straßenneubau.

  • Förderung von Rad- und Fußwegen.

  • Entschleunigung von Verkehren v. a. in Ortsdurchfahrten und in Innenstädten (z. B. Tempo-30-Zonen), verkehrsberuhigte Bereiche, Fußgängerzonen, Fahrradstraßen, Streichung von Parkplätzen etc.

  • Unterstützung beim Bau von Ladestationen, der Förderung innovativer Carsharing-Modelle, von Elektro-Anrufsammeltaxen und Elektro-Bürgerbussen.

  • Möglichkeiten zu Tempolimits auch in Kommunen ausschöpfen.

  • Alle Möglichkeiten zur Verkehrsvermeidung nutzen.

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