Gärten des Grauens - warum nicht?
Den Begriff Gärten des Grauens hat der befreundete Naturschutzverband NABU geprägt und wir erlauben uns hier, ihn zu verwenden, weil er sehr treffend die leblosen grauen Schotter-Vorgärten beschreibt, die derzeit in Mode sind (Stand 2019).
Sind Schottergärten schön? Zwar finden wir Naturschützer*innen das nicht, aber Schönheitsempfinden ist ja bekanntermaßen subjektiv, so dass wir im Folgenden das Hauptaugenmerk auf objektive Argumente gegen Schottergärten legen werden:
Sind Schotter-Vorgärten wirklich pflegeleicht? Nein. Die Steine werden mit der Zeit Moos ansetzen, was potentiell die Artenvielfalt zumindest der Mikroflora und-fauna erhöhen kann, aber üblicherweise von denjenigen, die solche Gärten anlegen nicht gewünscht ist. Moos und Flechten zu entfernen bedarf intensiver Handarbeit oder des Einsatzes von Gift. Letzteres kann durchaus schief gehen, weil zahlreiche Moose mittlerweile resistent gegen Totalherbizide wie Glyphosat (Roundup) sind und der Einsatz vielerorts aus guten Gründen verboten ist. Für ein blühendes Staudenbeet hingegen muss man etwa 1,5 Stunden pro Jahr aufwenden, bestätigt auch der erfahrene Naturgärtner Friedhelm Strickler aus Alzey. Unsere Erfahrungen bestätigen diese Größenordnung.
Warum sind Schottergärten weder gut für die Natur noch gut für uns?
Die Ausgangsmaterialien (Schotter und Steine) werden häufig importiert. Die Abbaubedingungen wie auch die Energiebilanz der Transporte sind häufig unbekannt. Auch optisch passen die Gesteine oft nicht in die Regionen, in denen sie die Häuser „zieren“.
Pestizideinsatz ist häufig nötig, um die Optik halbwegs zu erhalten. Auch wenn einige Pestizide in Baumärkten leider noch erhältlich sind, so kann man bei den allermeisten davon ausgehen, dass sie krebserregend oder erbgutschädigend wirken. Das trifft zum Beispiel auch nahe der Gärten spielende Kinder.
Das Mikroklima bzw. Stadt- oder Dorfklima leidet. Pflanzen wirken durch ihre Evapotranspiration wie eine Klimaanlage. Steine (insbesondere dunkler Schotter) heizen sich auf und heizen Ihr Haus vor allem in den mit dem Klimawandel immer wärmer und trockener werdenden Sommern.
Kein Platz für Artenvielfalt! Die - aufgrund falscher Anreize für Landwirte - vielerorts monotoner werdende Agrarlandschaft bietet nicht mehr viel Raum für Tiere und Wildpflanzen. Deshalb ziehen sich viele Arten in die Siedlungen zurück. Wer dort Lebensräume schafft, kann viel für die Artenvielfalt tun! Mit einem Schottergarten bieten Sie leider weder Tier noch Pflanze Lebensraum.
Schlecht für Boden und Grundwasser! Um den Aufwuchs von Pflanzen zu verhindern, wird der Boden unter Schottergärten häufig mit einer Plastikplane oder ähnlichem versiegelt. Wasser kann somit nicht mehr versickern. Das Bodenleben, zum Beispiel Regenwürmer, haben damit keine Chance mehr, weil sie auf Wasser und Sauerstoff angewiesen sind.
Verbote von Schottergärten
Im Baugesetz von Rheinland-Pfalz wurde bereits formuliert, dass Schottergärten nicht angelegt werden sollen. Zwar gibt es in Rheinland-Pfalz bisher kein landesweites Verbot für Schottergärten, doch einzelne Kommunen können im Bebauungsplan festlegen, dass keine Schottergärten mehr angelegt werden dürfen.
In Mainz, Speyer, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Neustadt an der Weinstraße, Neuwied, Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken gibt es bereits Maßnahmen und Verbote gegen das Neuanlegen von Schottergärten.