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Rheinland-Pfalz

Vom Naturschutz-Juwel zur Kommerz-Insel? - Das Silberseegebiet bei Bobenheim-Roxheim soll geopfert werden!

16. April 2018 | Gefährdete Tiere und Pflanzen, Flüsse & Gewässer, Naturschutz, Wälder

Silbersee: "Ochsenlache". Foto: BUND

Kürzlich wurde der Flächennutzungsplan II – Änderung 1 „Silbersee – Scharrau / Badestrand“ der Gemeinde Bobenheim genehmigt und veröffentlicht. Er  bereitet die Veröffentlichung des entsprechenden Bebauungsplans des Silberseegebietes vor. Was harmlos klingt - „Scharrau/Badestrand“ – führt zu einer extremen Beeinträchtigung eines Naturschutzgebiets, das über die Grenzen von Rheinland-Pfalz Bedeutung hat, ist der BUND Rheinland-Pfalz überzeugt. In einem nicht zu ersetzenden Rastplätz für den Vogelzug sind massive Eingriffe und dauerhafte Störungen geplant:

  • der Ausbau des Parkplatzes am südlichen Rand des Gebietes für die Badegäste,
  • der Abbruch des verlassenen Hofgutes „Scharrau“ und der Bau eines Wellnesshotels mit Außenbereich und Parkplätzen sowie zwangsläufig notwendiger Verlagerung des dort gelegenen Wassersport-Anlegebereichs an eine neue Uferstelle (ebenfalls mit Parkplatz),
  • der Ersatz des Kiosks am Badestrand durch einen Restaurantbetrieb.

Dass eine Gemeinde versucht, die Wirtschaft in ihrem Zuständigkeitsbereich zu beleben, ist in einem auf ständiges Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystem nicht verwunderlich. Schlimm ist im vorliegenden Fall, dass ein Naturschutz-Juwel unserer in der dichtbesiedelten und von industrieller Landwirtschaft geprägten Vorderpfalz dem Kommerz geopfert werden soll.

Im Silberseegebiet ist - aufgrund seiner großen Wasserflächen, feuchten Waldgebiete und trockenem sowie feuchtem Offenland - eine herausragende faunistische Vielfalt anzutreffen. Es ist von hoher Bedeutung für Wasservögel und den Vogelzug. Es lebt hier eine selten anzutreffende Vielzahl besonders geschützter Arten verschiedenster Tiergruppen (Vögel, Amphibien/Reptilien, Fledermäuse u. a.) mit jeweils stabilem Bestand. Die hohe Bedeutung zeigt sich dadurch, dass das Gebiet gleich mehrfach unter Schutz steht: Es überlagern sich europäische Schutzgebiete – Vogelschutzgebiet und Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet („Natura 2000“) und ein nationales Naturschutzgebiet.

Die Verantwortlichen haben (zumindest mehrheitlich) leider nicht verstanden, welches Juwel da auf ihrem Gebiet lokalisiert ist, das es zu erhalten und aufzuwerten gilt – im Sinne des Naturschutzes!

Mit der nunmehr anstehenden Änderung wird eine tiefe Kerbe bis ins Zentrum dieses Schutzgebietes geschlagen, an zentraler Stelle erfolgt mit dem Hotel eine völlige Umnutzung. „Lochfrass“ an einer wertvollen Naturschutzfläche ist aus der Sicht des BUND das, was nun mit dem Bebauungsplan begonnen werden soll.

Zu spät für das Abwenden der Bebauung, oder doch nicht? Das werden sich viele fragen. Seit mehreren Monaten kooperiert der BUND mit anderen Naturschutzverbänden, wie dem NABU Rheinland-Pfalz, indem gemeinsam Argumente gesammelt werden.  Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens haben die Naturschutzverbände, allen voran der BUND, eine lange Liste an Einwänden eingebracht. Sie wurden angehört aber nicht gehört. Sobald der Bebauungsplan rechtskräftig wird (wenn er veröffentlicht ist), können die Einwender im Bebauungsplanverfahren innerhalb eines Jahres gegen den Bebauungsplan klagen.

Der BUND hat bereits angekündigt, dass er bei Aussicht auf Erfolg den Klageweg beschreiten wird. Eine Anwaltskanzlei mit Spezialisierung auf Umweltrecht begleitet die Vorbereitungen beratend.

Die Aktiven des BUND geben die Hoffnung nicht auf, dass durch Rechtsmittel den Plänen Einhalt geboten wird.


Für Rückfragen:


Doris Stubenrauch, 1. Vorsitzende BUND Rhein-Pfalz-Kreis, 06234/1289, Rhein-Pfalz-Kreis(at)bund-rlp.de
Sabine Yacoub, BUND-Landesgeschäftsführerin, 06131-62706-0 oder 0174-9971892

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