(Gabriel Dubisch)
Mainz. Mit einem Fest in der alten Lokhalle in Mainz feierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e. V. am Samstag sein 50-jähriges Bestehen. Unter den etwa 150 Gästen waren viele ehrenamtlich Aktive des Verbands, aber auch Vertreter*innen aus der Landespolitik und von befreundeten Verbänden. Stellvertretend für Ministerpräsidentin Malu Dreyer gratulierte die Klimaschutzministerin Katrin Eder dem Verband.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir noch nicht zu spät sind mit unserer Arbeit für den Erhalt der Artenvielfalt und der Begrenzung der Klimaerhitzung. Und ich möchte, dass in 50 Jahren - auf der 100 Jahr Feier des BUND RLP - eine Rede gehalten wird, die unseren Kindern und Enkeln dann erklärt, dass es zwar schwierig war, aber dass wir gemeinsam die Energiewende gemeistert, den Umbau der fossilen Gesellschaft vorangetrieben sowie die Klimaerhitzung erfolgreich begrenzt und gleichzeitig das Artensterben gestoppt haben. Der BUND hat sich von Anfang an mit Expertenwissen und konkreten Lösungsvorschlägen auf allen Ebene eingebracht – in der Politik, der Wirtschaft der Verwaltung und der öffentlichen Debatte. Er war und ist für mich damit stets ein konstruktiver Partner, um gemeinsam unsere Ziele zu erreichen: eine lebenswerte Umwelt für alle“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder.
Im Rahmen eines abwechslungsreichen Programms blickte BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub in ihrer Rede auf den BUND Rheinland-Pfalz und seine Anfänge: „Eines unserer Erfolgsrezepte ist die Kooperation mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen. Der Wille zur Zusammenarbeit ist uns quasi in die Wiege gelegt. Denn so ist der BUND in Rheinland-Pfalz entstanden. Am 8. September 1973 trafen sich Vertreter*innen von zehn Bürgerinitiativen, Aktionsgemeinschaften und Arbeitskreisen, um einen gemeinsamen Verband für Rheinland-Pfalz zu gründen mit dem gemeinsamen Ziel die ‚natürliche Umwelt in Rheinland-Pfalz‘ zu schützen und zu pflegen.“ Seitdem habe sich der Verband in seiner Struktur verändert, aber es zeichne ihn immer noch aus, dass er mit Bürgerinitiativen, anderen Naturschutzverbänden, kirchlichen Organisationen, Gewerkschaften etc. zusammenarbeite. Das sei auch nötiger denn je, um seine Ziele zu erreichen.
Wichtige Handlungsfelder seien aktuell und in Zukunft die Klima- und die Biodiversitätskrise. Diese könnten nur bewältigt werden, wenn es zu einer sozial-ökologischen Transformation komme. Die Mobilitätswende sei hierfür ein wichtiger Schritt. „Bereits in den 1980er Jahren kam der BUND Rheinland-Pfalz zum Ergebnis, dass keine weiteren Straßen aus- und neugebaut werden sollten. Einige schlimme Planungen konnte der BUND zwar verhindern, zum Beispiel eine Autobahn durch den Giebelwald oder die Bienwaldautobahn. Viele andere Straßen wurden aber gebaut. Und selbst heute wird an Plänen wie dem autobahngleichen Ausbau der B10 durch den Pfälzerwald oder dem Bau der A1 in der Eifel festgehalten“, kritisierte Yacoub.
Für die Zukunft sieht sie einen besonderen Handlungsbedarf im Bereich des Gewässer- und Grundwasserschutzes: „Die Dürren der vergangenen Jahre haben uns deutlich vor Augen geführt, dass wir viel sparsamer mit Wasser umgehen müssen als bisher. Wir wissen seit einiger Zeit, dass die Grundwasserneubildung stark zurückgeht. Vor diesem Hintergrund kommt es zu Nutzungskonkurrenzen und Grundwasserentnahmen werden eine Bedrohung für Naturflächen, die auszutrocknen drohen.“
Abschließend bedankte sich Yacoub: „Ich bin dankbar und stolz darauf, mit so vielen engagierten Menschen im BUND für eine bessere Welt aktiv zu sein.“
Hintergrund
Am 8.9.1973 fand in Worms die Gründungsversammlung des „Landesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz Rheinland-Pfalz“ statt. Der Gründungsvorstand bestand aus Wolfgang Staab (bis 1989 Vorsitzender) sowie Hans-Günther Schumacher von der Aktionsgemeinschaft Umweltschutz Südpfalz e. V. und Helga Vowinckel aus der Bürgeraktion Atomschutz Mittelrhein e. V. 1980 wurde der mittlerweile in „Bund Natur- und Umweltschutz Rheinland-Pfalz“ (BNR) umbenannte Verein zum offiziellen Landesverband des 1975 gegründeten Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). 1983 erfolgte die Namensänderung von BNR in BUND Rheinland-Pfalz.
In den 50 Jahren seines Bestehens arbeitete der BUND Rheinland-Pfalz an einer Vielzahl von Projekten mit – immer davon geleitet, Verbesserungen für Natur und Umwelt und damit auch den Menschen zu erreichen. So war der BUND nicht nur intensiv mit einem Waldprogramm für eine naturgemäße Waldbewirtschaftung (1986) und dem Schutz von Quellen (verschiedene Projekte seit 1994), sondern auch an der Abschaltung von Mülheim-Kärlich beteiligt. Mit seinem mehrfach aktualisierten Fahrplan zur Energiewende (2010, 2018, 2022) zeigte er einen gangbaren Weg für die Energiewende in Rheinland-Pfalz. Im Biosphärenreservat Pfälzerwald bringt er sich immer wieder konstruktiv in die Weiterentwicklung ein. Der BUND hat außerdem maßgeblich dazu beigetragen, dass in Rheinland-Pfalz die besondere Verantwortung für die Wildkatze erkannt wurde, die hier eines ihrer deutschen Verbreitungsschwerpunkte hat. Seit 2009 führt der BUND selbst Projekte zum Schutz der heimischen Katzenart durch.
In einer 40-seitigen Broschüre werden viele Highlights in der bewegten Geschichte des Verbands dargestellt. Die Broschüre kann beim BUND RLP bestellt oder hier heruntergeladen werden: www.bund-rlp.de/fileadmin/rlp/Menue/50_Jahre/202300611-BUND-50-jahre-rlp_Digital.pdf
Für Rückfragen:
Sabine Yacoub, 0174 9971892