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Rheinland-Pfalz

BUND fordert Konsequenzen aus dem Biozid-Störfall bei der BASF

03. November 2008 | Flüsse & Gewässer, Chemie, Umweltgifte

BUND fordert Konsequenzen aus dem Biozid-Störfall bei der BASF

Die Gewässerschutzexperten des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der Rheinanlieger-Landesverbände aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordhrein-Westfalen widersprechen der Auffassung der Mainzer Umweltministerin, Margit Conrad, dass der Überwachung der Schadstoffbelastung des Rheins höchste Effizienz zu attestieren sei. „Wenn in Nordrhein-Westfalen die giftige Chemikalie Methylisothiocyanat (MITC) nicht entdeckt worden wäre, würde heute noch das Gift aus undichten Abwasserleitungen der BASF in den Rhein schwappen“, so der Vorsitzende des BUND NRW, Paul Kröfges. Der BUND fordert Konsequenzen aus der lange unentdeckten Gifteinleitung. So müsse die Wasseranalytik ausgebaut und das Kühlwasser der BASF und anderer Einleiter umfassender überwacht werden.

Bei einer Konferenz der Gewässerschutzexperten des BUND am 29. Oktober 2008 in Mainz wurde in Erinnerung gerufen, dass man seit den 1980er Jahren zahlreichen Betriebsstörungen bei der BASF erst in den Niederlanden auf die Spur gekommen sei. „Viele dieser Rheinverschmutzungen waren auf Undichtigkeiten im Kühl- und Abwasserwassersystem der BASF zurückzuführen. Diese unhaltbaren Zustände sind offenbar bis heute nicht völlig unter Kontrolle. Das muss sich ändern, fordert Dr. Bernhard Braun, Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz.

Auch die MITC-Schadstoffwelle habe unerkannt über Wochen hinweg die Rheingütemessstation in Worms passiert. Dass man laut Ministerin Conrad theoretisch in Worms 200.000 Schadstoffe analysieren könne, helfe nicht viel, wenn dies in der Praxis nicht zum Einsatz kommt und die staatliche Gewässerüberwachung kaputt gespart werde, so die BUND-Gewässerschützer.

Die Gewässerschutzexperten der BUND-Landesverbände entlang des Rheinstromes kritisierten, dass man sich in Worms zunehmend nur noch auf Biotestsysteme verlasse. „Die Biotestsysteme müssen von einer leistungsfähigen chemischen Analytik flankiert werden“, forderte Dr. Heinz Schlapkohl, Chemiker und Sprecher des BUND-Arbeitskreises des BUND-Landesverbandes in Rheinland-Pfalz.

Der BUND zeigte sich beunruhigt, dass das Kosteneinsparprogramm in der staatlichen Gewässerüberwachung mit einem rigiden Kosteneinsparkurs bei den Schadstoffemittenten korrespondiere. Dass wochenlang die Schadstoffeinleitung über das Kühlwassersystem der BASF von den Umweltfachleuten der BASF nicht bemerkt wurde, ist für den BUND ein Indiz dafür, dass der jahrelange Kosteneinsparkurs auch die Sicherheitsvorsorge bei Industrie und Gewerbe negativ tangiere.

Der BUND fordert Konsequenzen aus der lange unentdeckten Gifteinleitung. So müsse die Wasseranalytik in Rheinland-Pfalz ausgebaut und auch das Kühlwasser der BASF in Zukunft umfassender überwacht werden.

Falsch verstandene Sparsamkeit bei Staat und Industrie könne dazu führen, dass auch ein „Sandoz II“ wieder denkbar sei – also eine große Havarie, die alle Erfolge im Gewässerschutz in den letzten zwanzig Jahren entlang des Rheins zunichte machen könnte.
Die in Mainz versammelten BUND-Experten riefen die Bundesländer sowie Industrie und Gewerbe dazu auf, bei der Schadstoffkontrolle und bei der Störfallvorsorge nicht nachzulassen. Dass im Oktober 2008 der erste Lachs seit fünfzig Jahren den weiten Weg vom Nordostatlantik bis Basel geschafft hat, sollte Ansporn sein, beim Gewässerschutz entlang des Rheins nicht am falschen Platz zu sparen!

Für Rückfragen:
Dr. Bernhard Braun, 0621 5294080 bzw. 0177 4638793
Dr. Heinz Schlapkohl, 06353-3318
Paul Kröfges, 02292 681642 bzw. 0173 2794489

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