BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

BUND fordert raschen, aber naturschonenden Wiederaufbau an der Ahr

13. August 2021 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Landwirtschaft, Naturschutz

Offener Brief an Bundes- und Landesregierung - Fachübergreifendes Symposium soll neue Wege beim Hochwasserschutz in Rheinland-Pfalz suchen

Foto des Ahrhochwassers in Altenahr-Altenburg Hochwasser in Altenahr-Altenburg am 15. Juli 2021  (Martin Seifert/CnndrBrbr/Wikimedia, CC0)

Mit einem ausführlichen offenen Brief an die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidentin meldet sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Rheinland-Pfalz zur Hochwasserkatastrophe zu Wort. Der Verband unterstützt die Bemühungen um einen Wieder­aufbau von Wohnungen und Versorgung, weist aber auf die Berücksichtigung von Hochwasserschutz und ein naturschonendes Vorgehen hin. Hierzu sei eine enge fachübergreifende Kooperation von Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft unerlässlich. Der BUND wird sich hier aktiv einbringen und plant dazu in der Region ein Symposium mit Fachleuten, Politik und Betroffenen.

BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub meint: „Die schnelle Wiederherstellung der lebens­notwendigen Infrastruktur ist für die betroffenen Menschen im Ahrtal und den übrigen vom Hochwasser geschädigten Flusstälern dringend erforderlich. Hierfür müssen alle verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen des Landes mobilisiert werden. Den geplanten Wieder­aufbaufonds des Bundes und der Länder begrüßen wir darum sehr. Es dürfen aber nicht die gleichen Planungsfehler wie in der Vergangenheit gemacht werden, wo bei Bauten in Flussnähe die Naturgewalten oft unterschätzt wurden. Neuplanungen müssen, wo immer möglich, dem Fluss mehr Raum geben, Flächenversiegelungen müssen vermieden werden. Hierzu ist eine fachliche Analyse und offene Diskussion die Grundlage.“ Die Beteiligung der Umweltverbände sei trotz der gebotenen Eile unumgänglich und dürfe nicht durch Schnellschüsse umgangen werden.

Die Vorstandsmitglieder der BUND-Kreisgruppe Ahrweiler Albert Dietz und Winfried Sander weisen auf die besondere Bedeutung des Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete (FFH) für Mensch und Natur hin. Es sei durch das Hochwasser ebenfalls stark geschädigt und müsse von Land und Bund wieder hergerichtet werden: „Als europäisches Schutzgebiet ist seine Wiederherstellung eine nationale und dringliche Aufgabe. Die Zerstörungen im Naturraum sind massiv und dürfen beim Wiederaufbau der Kulturlandschaft als Naturerbe nicht vergessen werden, im Gegenteil: Sie bedürfen der besonderen Berücksichtigung und Sorgfalt! “, so Winfried Sander. Der BUND-Kreisvorsitzende Albert Dietz bietet hierbei die ehrenamtliche Hilfe und Beratung der seiner Gruppe an.

In einem abschließenden 10-Thesen-Katalog fasst der BUND Rheinland-Pfalz die wichtigsten Erkenntnisse und Forderungen aus Sicht des Klima-, Umwelt- und Naturschutzes zusammen. Sie reichen von einem verstärkten Engagement der Regierungen für Klimaschutz- und Anpassungs­maßnahmen und die Pflicht zu umfassenden Elementarversicherungen bis zur baldigen rechtssicheren Klärung der Bereiche, die wieder bebaut werden dürfen und der Räume, die als Hochwasser­risikoflächen frei bleiben sollen. BUND-Landesvorstandsmitglied Egbert Bialk schlägt vor, die Hochwasserspitzen bei ähnlichen Starkregen dadurch etwas abzumildern, dass keinerlei weitere Flächenversiegelung im gesamten Einzugsgebiet der Ahr zugelassen wird: „Hier zählt jeder Zentimeter! Dazu gehört darum auch ein Stopp des Neubaus der umstrittenen Autobahn A 1 aus Hochwasser­schutzgründen. Hier würden rund 1 Million Quadratmeter zusätzlich befestigt, das Wasser fließt dann nahezu ungebremst in Ahr und Nebenbäche. Außerdem braucht der Landesbetrieb Mobilität jetzt jede Fachkraft für den Wiederaufbau der kaputten Straßen“, so Bialk. Insbesondere am Oberlauf und den Zuflüssen solle nach Möglichkeiten für viele naturnahe Rückhaltebecken und weitere Retentions­räume gesucht werden. Wald, Wiesen und Boden müssten geschont werden. Landwirtschaft und Weinbau müssten mit einem Förderprogramm schrittweise naturnah und Hochwasser-konform umgebaut werden, um die Wasserhaltefähigkeit der Flächen zu sichern und zu verbessern. Der BUND wird in den nächsten Wochen vor Ort und auf Landesebene in einen verstärkten Dialog mit Betroffenen, zuständigen Behörden und Politiker*innen treten und den Klima- und Hochwasserschutz überall im Land zum Thema machen.

Zum offenen Brief

Kontakt:

Sabine Yacoub, Landesvorsitzende BUND Rheinland-Pfalz: 0174 - 9971892

Albert Dietz, Vorsitzender BUND Ahrweiler: 02636 - 9419114

Egbert Bialk, Regionalbeauftragter im BUND-Landesvorstand: 01578 - 6257149

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