BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

BUND Rheinland-Pfalz beteiligt sich an bundesweitem Projekt Wildkatzensprung

15. Juni 2012 | Gefährdete Tiere und Pflanzen, Wälder, Wildkatze, Lebensräume

Zweite Phase der Wiedervernetzung deutscher Wälder startet – Waldkorridore und Gen-Datenbank sollen Überleben der Wildkatze und anderer bedrohter Arten sichern

Berlin/Mainz: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) will sich künftig noch stärker für die Wiedervernetzung der Wälder einsetzen. Im Rahmen des Projekts „Wildkatzensprung“ sollen in den kommenden drei bis sechs Jahren neue Waldverbindungen in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen entstehen. Diese sollen Wildkatzen und anderen Tierarten Schutz für Wanderungen in neue Lebensräume bieten. Gleichzeitig ist der Aufbau einer bundesweiten Gendatenbank für Wildkatzen geplant. Langfristiges Ziel des Projektes ist, ein Netzwerk verbundener Waldgebiete von 20000 Kilometern Länge in Deutschland zu schaffen. Das Projekt ist damit eines der größten Naturschutzvorhaben Europas. Seit 2007 hat der BUND in einer ersten Umsetzungsphase bereits in drei Regionen in Deutschland Baumstreifen angepflanzt.

Der BUND erhält für die Wiedervernetzung der Wälder und den Schutz der bedrohten Wildkatzen  3,8 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Ergänzt durch Eigenmittel des Verbandes und andere Förderer stehen für das Projekt „Wildkatzensprung“ insgesamt 5,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Bundesumweltminister Peter Altmaier: “Das von der Bundesregierung 2011 neu eingerichtete Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ fördert mit einem Titelansatz von 15 Millionen Euro im Jahr besonders gute und beispielhafte Projekte, die zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt beitragen können. Das Wildkatzenprojekt des BUND, eines der ersten Projekte des neuen Förderprogramms, setzt sich deutschlandweit für den Erhalt einer Art ein, für die Deutschland auch aufgrund ihrer Gefährdung eine besondere Verantwortung trägt. Hier handelt es sich um ein Vorzeigeprojekt für den Naturschutz“.

BUND-Bundesvorsitzender Hubert Weiger: „Mit dem Projekt Wildkatzensprung zeigen wir, dass Biotopvernetzung gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort praktisch umsetzbar ist. Mithilfe von Freiwilligen und der Unterstützung von Politik, Behörden und Landnutzern können wir es schaffen, die Wiedervernetzung von selten gewordenen alten Laubwäldern deutlich voranzubringen – zum Wohle der Natur und damit auch zum Wohle des Menschen“.

„Dieses Vorhaben zeigt, dass das Bundesprogramm `Biologische Vielfalt` zum Motor und Impulsgeber für den Schutz und den nachhaltigen Umgang mit der biologischen Vielfalt in Deutschland wird“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel

Das Projekt Wildkatzensprung wird in zehn Bundesländern von den jeweiligen Landesverbänden des BUND umgesetzt. Die bundesweite Gendatenbank für Wildkatzen wird gemeinsam mit dem auf dem Feld der Artenforschung tätigen Senckenberg-Institut in Frankfurt entwickelt. Die Datenbank ist die erste ihrer Art für ein Säugetier in Deutschland. Verteilt über das gesamte Verbreitungsgebiet der Wildkatze werden mithilfe von Duft-Lockstöcken Haarproben von Wildkatzen gesammelt und so wertvolle Informationen über Verbreitung, Teilbestände und Wanderverhalten gewonnen. Experten können so erforschen, wie stark einzelne Wildkatzenpopulationen voneinander isoliert sind.

Projektbausteine in Rheinland-Pfalz

„Rheinland-Pfalz trägt eine besondere Verantwortung für die Wildkatze. Etwa die Hälfte der deutschen Wildkatzen lebt in unserem Bundesland. Deshalb beteiligt sich der BUND Rheinland-Pfalz mit mehreren Bausteinen am bundesweiten Projekt“, erläutert BUND-Landesgeschäfts­führerin Sabine Yacoub. Unterstützt werden die Aktivitäten von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz sowie im Westerwald von der Will und Liselott Masgeik-Stiftung.

Im Pfälzerwald bei Kaiserslautern, einem Kerngebiet der Wildkatze, wurden bereits im vergangenen Winter durch Ehrenamtliche 50 Lockstöcke betreut und etwa 35 Haarproben für die Gendatenbank gesammelt. Im kommenden Winter kommt eine weitere Fläche in der Eifel hinzu. In beiden Projektgebieten kooperiert der BUND sehr gut mit den örtlichen Forstämtern.

Bereits seit 2009 hat der BUND einen Korridor zwischen Bienwald und Pfälzerwald in Angriff genommen. Seither erwirbt er dort Grundstücke, die zu Trittsteinen für die Wildkatze entwickelt werden. Auch hier wurden vergangenen Winter Lockstöcke gestellt, um zu überprüfen, wie der Korridor angenommen wird. Die Lockstöcke  wurden sowohl im Korridor als auch im angrenzenden Pfälzerwald und Bienwald ausgebracht.  Die Aktiven konnten auch hier etwa 30 Haarproben sammeln.  

Im Westerwald kooperiert der BUND eng mit der Will und Liselott Masgeik-Stiftung. Unter Leitung des Naturschutzreferenten der Stiftung, Philipp Schiefenhövel, wurden im Frühjahr 2012 über 240  Lockstöcke gestellt, um die Verbreitung und Ausbreitungstendenzen der Wildkatze zu untersuchen. Fast 40 ehrenamtliche Helfer aus dem Bereich des Forstes, der Jagd und des Naturschutzes halfen bei der Lockstockkontrolle.

Im Bereich des Westerwaldes sollen außerdem durch Biotopverbesserungsmaßnahmen im vorhandenen Wald und durch Vernetzungen im Offenland die Bedingungen für die Wildkatze und andere Waldarten verbessert und eine Vernetzung über die Bundeslandgrenze hinaus ermöglicht werden. 

 

Die Zahl der Wildkatzen in Deutschland wird auf 5000 bis 7000 Tiere geschätzt. Die Wildkatze steht stellvertretend für zahlreiche Waldtierarten, die durch die Intensivierung der Landwirtschaft oder den Bau von Autobahnen gefährdet sind.

 

Einen interaktiven Wildkatzenwegeplan gibt es im Internet unter: www.bund.net/wildkatzenwegeplan. Eine Grafik zu den deutschlandweiten Vernetzungsprojekten sowie druckfähige Bilder zur Wildkatze finden Sie
unter: www.bund.net/wildkatzenfotos (© BUND/T. Stephan), weitere Wildkatzenfotos auch unter: www.wildkatze-rlp.de/presse/pressefotos/ (© Hans-Martin Braun).

 

Für Rückfragen:

Rheinland-Pfalz: Sabine Yacoub, BUND-Landesgeschäftsführerin, 06131 62706-0 bzw. 0174 9971892

Bundesweit: Mark Hörstermann, BUND-Öffentlichkeitsarbeit „Wildkatzensprung“, 030 27586-475 

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