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Rheinland-Pfalz

Loreley in Rutschgefahr: BUND lehnt Sommerrodelbahn auf dem berühmten Felsen ab

13. Dezember 2011 | Lebensräume, Naturschutz, Wälder

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz lehnt die geplanten Sommerrodelbahn auf dem Loreley-Plateau im Welterbe Oberes Mittelrheintal strikt ab.

„Die Bedeutung der Loreley als Naturdenkmal und Sinnbild der Rheinromantik wird durch die Rodelbahn disneyisiert“, befürchtet der BUND Landesvorsitzender Dr. Holger Schindler. Nach dem Willen des Planungsverbandes Loreley  soll die Rodelbahn mit „Miniaturbauwerken aus dem Welterbegebiet“ dekoriert und um eine Minigolfanlage, einen Spielplatz sowie einen „Fußfühlpfad“ ergänzt werden. Das Plangebiet umfassen 43.000 qm. Der Bebauungsplan hierfür liegt derzeit offen.

„Die Besucher des Plateaus bekommen in Zukunft das Bild eines Freizeitparks vorgesetzt, das mit dem Charakter der einzigartigen Kulturlandschaft nichts gemeinsam hat“, so Dirk Melzer von der BUND Ortsgruppe Loreley. In seiner 21-seitigen Stellungnahme schickt der Umweltverband voraus, dass er nicht grundsätzlich gegen Freizeitanlagen im Welterbegebiet eingestellt ist. Die Argumente gegen die Sommerrodelbahn und ihre Nebenanlagen auf dem Felsen sind jedoch aus seiner Sicht „fachlich umfangreich und schwerwiegend“.

Das Vorhaben beißt sich auch mit anderen, aus Sicht des BUND durchaus wünschenswerten,  Nutzungen auf dem Plateau. So führt der Rheinsteig als Erfolgsmodell des sanften Tourismus unmittelbar an der Grenze des Plangebietes entlang. Der BUND betrachtet dies als Zumutung für Menschen, die eine unzersiedelte Landschaft und eine ruhige Erholung suchen. Zudem vermittelt das benachbarte Besucherzentrum in seiner naturpädagogisch orientierten Ausstellung die besondere Eigenart und Schönheit der Landschaft im Welterbegebiet. Die Überbauung der Loreley vor der Tür des Besucherzentrums mit einer Sommerrodelbahn führt diesen Anspruch an die Besonderheit und Schutzwürdigkeit der Landschaft ad absurdum.

Darüber hinaus blockiert die Sommerrodelbahn einen Großteil der zentralen, temporären Wiesen-Parkplätze für Besucher der Loreley-Freilichtbühne. Als Ersatz hierfür sieht der Planungsverband neue Parkplätze an Waldrändern der Umgebung vor. Nach Ansicht des BUND wird dies zu weiterem Landschaftsverbrauch auf dem Felsrücken wie auch einem wilden Parken und erhöhtem Besucherdruck in den angrenzenden Natur- und Vogelschutzgebieten führen.

Nicht nur der BUND, sondern auch viele andere Verbände, Behörden und Ministerien haben sich in ihren Stellungnahmen bereits kritisch bis ablehnend zu dem Vorhaben des Planungsverbandes geäußert. So befürchten das Umwelt- sowie das Kultusministerium Rheinland-Pfalz einen „Imageschaden für die Welterbestätte“. Die Untere Naturschutzbehörde des Rhein-Lahn-Kreises sieht das Landschaftserleben, insbesondere durch die starke Einsehbarkeit von der linken Rheinseite, beeinträchtigt und spricht von einer „negativen Fernwirkung“. Auch wurde nach Ansicht der Landesplanungsbehörde die „Welterbeverträglichkeit“ nicht durch ein „Testat“ belegt. Die Tourismus GmbH „Romantischer Rhein“ erwartet durch die Sommerrodelbahn „keine positiven Effekte“, sondern bemängelt, dass die „Heterogenität des Angebotes“ noch verstärkt wird. Des Weiteren vermisst sie ein bindendes Konzept für das Gesamtplateau. Ein Masterplan, der u. a. auch die neuen Hotelplanungen auf dem Plateau berücksichtigt, läge nicht vor. Der „Zweckverband Welterbe“ sieht einen klaren Verstoß gegen Zielvorgaben des Managementplanes für das Tal.

Trotz all dieser Kritik hält der Planungsverband Loreley, dem die Stadt St. Goarshausen, die Ortsgemeinde Bornich und die örtliche Verbandsgemeindeverwaltung angehören und dem der Verbandsbürgermeister Dieter Clasen vorsitzt, an seinem Vorhaben eisern fest und versucht, durch aufwendige Gutachten und beschönigende Fotomontagen die Bedenken zu entkräften. Sein Ziel ist die Inbetriebnahme der Rodelbahn im Sommer 2012.

Aufgrund der mit der Planung einhergehenden Konflikte fordert der BUND den Planungsverband Loreley auf, das Bebauungsplanverfahren für eine Sommerrodelbahn auf dem Loreley-Plateau nicht weiterzuführen und auf der Ebene der Regional- und Flächennutzungsplanung sowie der Erstellung des Masterplans Welterbe Alternativestandorte für landschaftsbezogene Freizeitnutzungen im Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal ernsthaft zu prüfen.

Für Rückfragen:

Ute Grassmann, BUND Ortsgruppe Loreley: 06774-745

Dirk Melzer, BUND Ortsgruppe Loreley: 06774-8239 (bis 13.12.2011)  

 

Zur Pressemitteilung (PDF, 152 KB)

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