BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Mittelrheinbrücke: wirklich erwünscht?

17. Februar 2017 | Mobilität

„Der absehbare Streit um die Finanzierung der Mittelrheinbrücke bei St. Goar zeigt deutlich auf, dass weder die Landesregierung, noch die beiden betroffenen Landkreise diese Brücke wirklich wollen.“ So reagierte der stellvertretende Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Rheinland-Pfalz, Michael Carl, auf die zuletzt geführte Diskussion um den Brückenneubau. „Wer ein Projekt für unabdingbar hält, wird es auch finanzieren!“

Wenn ein grundsätzlich straßenfreundlicher Minister Wissing sich nicht nur auf den Koaltionsvertrag berufe, in dem von einer Kreisstraße die Rede ist, sondern sogar das Weltkulturerbe bemüht, um eine geringere Kostenbeteiligung des Landes zu erreichen, dann sei die ernsthafte Unterstützung des Landes fraglich. Zumal die Brücke volkswirtschaftlich nicht sinnvoll sei und bei einer abnehmenden Bevölkerung auf beiden Seiten des Rheins auch immer weniger Nutzer fände. „Das Mittelrheintal hat bessere Unterstützung verdient, als eine teure Brücke, deren Sinnhaftigkeit deutlich in Zweifel gezogen werden muss“, so Carl weiter.

Zumal der Autoverkehr im Mittelrheintal durch die neue Brücke zunähme. Durch die zu erwartende Einstellung von Fährverbindungen müssten Autofahrer große Umwege in Kauf nehmen. Ein Bewohner von Boppard beispielsweise, der nach Kamp-Bornhofen auf der anderen Rheinseite wolle, könne derzeit eine Fähre nutzen. Bei Vorhandensein einer Brücke und ohne Fähre müsse er etwa zusätzliche 30 Kilometer zurücklegen.

Auch sei die Finanzierung der Mittelrheinbrücke nicht nur fraglich, sondern insgesamt wenig sinnvoll. Für die ehemals (2010) geschätzten 46 Millionen Euro, die sich mittlerweile deutlich erhöht haben dürften, könne man problemlos einen kostenfreien 24-Stunden-Betrieb von Fähren auf Jahrzehnte hinaus finanzieren und sogar noch einige Arbeitsplätze bei den Fährbetrieben sichern. Allein dies verdeutliche die wirtschaftliche Sinnlosigkeit der Brücke.

„Es muss heutzutage möglich sein, sich von Projekten zu trennen, auch wenn sie jahrelang auf der Agenda gestanden hatten, wenn man feststellt, dass sie eigentlich nicht wirklich notwendig sind. Zu diesen Wahrheiten fehlt den Politikern leider meist der Mut“, so Carl abschließend.

Für Rückfragen:

Michael Carl, 02620 8416
Sabine Yacoub, 0174-9971892 

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