Schwere Ölkatastrophe an den Thürer Wiesen: Dramatische Umweltfolgen für Mayen-Koblenz

25. Februar 2025 | Naturschutz

Ölkatastrophe Thürer Wiesen Mayen-Koblenz 24.2.2025, Foto: Andreas Frey (BUND)

Ein verheerender Heizöl-Tanklaster-Unfall an den Thürer Wiesen hat gravierende ökologische Schäden verursacht. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz lobt den schnellen Einsatz der Feuerwehr, die bereits zehn Minuten nach dem Unfall die ersten Ölsperren errichtete. Dennoch gelangte eine erhebliche Menge Heizöl in das Naturschutzgebiet und bedroht nun die dortige Tier- und Pflanzenwelt.

Thür / Mayen-Koblenz / Februar / 2025

Die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk (THW), die untere Wasserbehörde sowie ein Umweltgutachter sind seit dem Unglück, das offiziell als Katastrophenfall eingestuft wird, nahezu ununterbrochen im Einsatz. Mehrere Sperren wur-den im Thürer-Bach sowie an anderen betroffenen Stellen errichtet, um eine weitere Ausbreitung des Öls zu verhin-dern. Dennoch sind weite Teile des sensiblen Feuchtgebiets stark kontaminiert.

Zusätzlich zu den unmittelbaren Schäden steht nun auch ein geplantes Biotop-Erweiterungs-Vorhaben auf dem Spiel. Die Thürer Wiesen sind das Vorzeige-Feuchtgebiet in Mayen-Koblenz und ein wichtiger Rastplatz für viele durchzie-hende Vogelarten. Der BUND warnt vor langfristigen Folgen für das Ökosystem, die derzeit noch nicht absehbar sind. „Es muss jetzt entschlossen gehandelt werden, um die Umweltzerstörung so weit wie möglich einzudämmen. Unsere Hoffnung liegt auf schnellen und umfassenden Maßnahmen der Behörden, um zu retten, was noch möglich ist“, erklärt Pressesprecher Gavin Grosvenor vom BUND Rheinland-Pfalz.

Der Tanklaster war mit 31.000 Litern Heizöl beladen. Die Auswirkungen auf die Tierwelt sind bereits dramatisch sicht-bar. Zahlreiche Wasservögel, darunter Stockenten und Blässhühner, haben Öl über ihr Gefieder aufgenommen. Dies führt dazu, dass das Bürzelfett ihre Federn nicht mehr schützt, wodurch die Tiere unterkühlen. Zudem gelangt das Öl in ihren Verdauungstrakt und verursacht einen qualvollen Tod. Auch Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten und Mol-che sind stark gefährdet, ebenso wie ihre natürlichen Fressfeinde, darunter Störche und Reiher, die sich an ölver-schmutzter Beute vergiften. Darüber hinaus beeinträchtigt der feine Ölfilm den Atmosphärenaustausch, sodass kein Sauerstoff mehr ins Wasser gelangen kann. Dies führt zu akutem Fischsterben bei Rotaugen, Stichlingen, Barschen und Gründlingen – Arten, die wiederum als Nahrungsquelle für zahlreiche Vogelarten und Reptilien dienen.

Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe wurde ein Krisenstab gebildet, in den neben der unteren Naturschutzbe-hörde auch die Stiftung Natur und Umwelt, das THW, die Feuerwehren, ein Gutachterbüro sowie der Landesbetrieb Mobilität (LBM) eingebunden sind. Es wurden bereits gezielte Maßnahmen ergriffen, um die ökologischen Schäden einzudämmen. Eine der von unserem Gewässerexperten Andreas Frey empfohlenen Maßnahmen ist das Abmähen der Schilf- und Rohrkolbenflächen bis unter die Wasseroberfläche, da große Mengen Öl daran haften. Obwohl dadurch einige Brutgebiete zerstört werden, soll dies verhindern, dass brütende Vögel sich und ihre Jungen konta-minieren und elendig verenden.

Kritik gibt es jedoch an der fehlenden Information der Bevölkerung. Erst durch externe Hinweise wurde darauf auf-merksam gemacht, dass keinerlei Warnschilder oder Absperrungen an den Wanderwegen aufgestellt wurden. Dies führte dazu, dass Hunde aus dem kontaminierten Bach tranken und Kinder darin spielten. Die zuständigen Behörden haben daraufhin umgehend Schilder aufgestellt, um die Bevölkerung zu warnen. Der BUND fordert eine umfassende Untersuchung des Katastrophenverlaufes um die Verantwortlichkeiten und die Vermeidung ähnlicher Ereignisse in Zukunft zu verhindern.

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