Der BUND fordert eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik ...
- ... dass subventioniert wird, was der Allgemeinheit zugutekommt!
- ... dass die Arbeit unserer Landwirt*innen gesellschaftlich mehr wertgeschätzt wird!
- ... dass eine landwirtschaftliche Praxis subventioniert wird, die Tiere unter würdigen Bedingungen und vor allem auf Weiden hält
- ... dass eine landwirtschaftliche Praxis subventioniert wird, die ohne Gift auskommt!
- ... dass eine landwirtschaftliche Praxis subventioniert wird, die dem Artensterben etwas entgegensetzt!
- ... dass eine landwirtschaftliche Praxis subventioniert wird, die unsere Gewässer sauber hält!
- ... dass eine landwirtschaftliche Praxis subventioniert wird, die unsere Böden erhält!
- ... dass das Ungleichgewicht zwischen 1. Säule (Direktzahlungen, Flächenprämien) Und 2. Säule (nachhaltige Wirtschaftsweise, Naturschutz) aufgehoben wird: Zahlungen müssen direkt an eine nachhaltige ressourcenschonende Wirtschaftsweise gekoppelt werden!
- ... dass Zusammenhänge wie untenstehende in Studium und Ausbildung der Landwirt*innen vermittelt werden!
- ... dass Lebensmitteln ihr wahrer Preis zugeordnet wird: nämlich das, was sie die Gesellschaft kosten, wenn Böden, Gewässer und Klima belastet werden!
Die gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) kurz erklärt
Die gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gibt es seit über fünfzig Jahren. Sie fördert eine marktorientierte Landwirtschaft, unterstützt Landwirte bei Investitionen in die Modernisierung ihrer Höfe und schützt sie vor großen Preisschwankungen und Marktkrisen. Dabei stehen allerdings Wachstum der Lebensmittelproduktion und Export im Vordergrund. Etwa 60 Milliarden Euro (= 40 % des EU-Haushalts) fließen in die GAP (2017). Damit kann man viel erreichen! Deutschland erhält etwa sechs Milliarden Euro jährlich. Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz sind in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zwar theoretisch vorgesehen, greifen aber praktisch nicht. Im Gegenteil: Humusschwund, Artensterben und Belastung des Trinkwassers mit Nitrat haben ihrer Ursache unter anderem darin, dass falsche Anreize gesetzt werden. So werden über die so genannte 1. Säule (siehe Grafik) über Direktzahlungen Flächenprämien vergeben, unabhängig davon, wie nachhaltig die Fläche bewirtschaftet wird. 20 % der größten Höfe erhalten so 80 % der Mittel. Nur die 2. Säule (siehe Grafik), die weniger als 20 % der Gesamtförderung ausmacht, steht für nachhaltige Wirtschaftsweise, Ökolandbau und Agrarumweltprogramme zur Verfügung.
Mit den am 1.6.2018 von der EU-Kommission vorgelegten Legislativvorschlägen zur zukünftigen EU-Agrarpolitik nach 2020 bleibt diese nahezu unverändert. Dass sich die Gesellschaft eine andere Agrarpolitik wünscht, wird daran deutlich, dass am 19.1.2019 fast 40 000 Menschen in Berlin und Tübingen für eine nachhaltigere Agrarpolitik demonstriert haben.
Die Agrarministerkonferenz findet 2019 in Rheinland-Pfalz statt. In diesem Jahr findet am 26. Mai die Europawahl statt und es wird über die Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik 2020 entschieden. Der BUND setzt sich vor Ort dafür ein, dass diese nachhaltiger wird!
Kleine Höfe sterben aus…
…und damit die von uns gepriesene „bäuerliche“ Landwirtschaft, die unsere Kulturlandschaft prägt: Dem Höfesterben muss durch die Agrarreform 2020 etwas entgegengesetzt werden! Warum ist das so wichtig?
Viele landwirtschaftliche Familienbetriebe kleiner als 100 Hektar (ausgenommen Wein- und Obstbau, dort sind die Flächen oft kleiner) haben in den letzten Jahren aufgegeben. In Rheinland-Pfalz seit 1999 etwa 50 %. Die Bewirtschaftung kleinerer Höfe lohnt sich nur noch, wenn alternative Vermarktungsmodelle wie Direktvermarktung umgesetzt werden und selbst dann ist es schwierig für die Landwirt*innen. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe:
Erstens sind unsere Nahrungsmittel zu billig: Das heißt wir als Gesellschaft wissen gar nicht mehr zu schätzen, wie viel Arbeit es ist, gute Lebensmittel zu produzieren. Diese fehlende Wertschätzung für unsere Lebensmittel ist neben dem hohen Arbeitsaufwand sicher ein Grund, warum der Beruf Landwirt*in heute nicht mehr attraktiv ist. Der Lohn ergibt sich heutzutage nämlich nicht nur aus dem Produkt: Knapp die Hälfte des landwirtschaftlichen Einkommens stammt aus Subventionen!
Zweitens werden falsche Anreize gesetzt: über die erste Säule der EU Agrarförderung werden so genannte Flächenprämien vergeben. Landwirt*innen bekommen Subventionen pro Hektar bezahlt. Also proportional zu ihrer Flächengröße. Kosten für kleinere Höfe sind oft relativ gesehen höher und auch der für kleine wie große Betriebe gleich große Verwaltungsaufwand ist häufig nicht mehr zu leisten. Die Zahlungen sind unabhängig davon, wie viel für Böden, Gewässer, Klima und die Artenvielfalt getan wird (s. dazu weiter unten).
Deshalb müssen kleine Betriebe und ein vielfältigerer Anbau mit Fruchtfolgen mit vielen verschiedenen standortangepassten Sorten gefördert werden. Das muss eines der Ziele der GAP-Reform 2020 sein.
Kleinbäuerliche Landwirtschaft schützt die Artenvielfalt
Natürlich schützen auch zahlreiche große Höfe die Artenvielfalt, doch strukturell bedingt sind kleine Höfe besser für die Artenvielfalt. Große Höfe haben meist große zusammenhängende Flächen mit wenigen Kulturarten. Das ist auch verständlich, denn diese sind leichter mit großen Maschinen und wenig personellem Einsatz zu bewirtschaften als kleine Flächen. Randstreifen an Wegrändern, Hecken und Büsche sowie Gräben zwischen Äckern dienen als Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. In flächigen Biotopen können Arten leben, über Linienstrukturen können sich Arten verbreiten und genetisch austauschen. Sind diese Lebensräume zu weit voneinander entfernt, weil die Flächen zu groß sind, können viele Arten, wie zum Beispiel zahlreiche Wildbienenarten, die Entfernung nicht mehr überwinden. Wenn in den gesamten landwirtschaftlich genutzten Flächen Nahrungspflanzen für Tiere zu finden wären (z.B. Mohn und Kornblumen, Ackerwinden etc. im Getreidefeld) und wenn die Flächen nicht gespritzt würden, würde das den Tier- und Pflanzenarten helfen, die Entfernungen zu überwinden. Technisch ist es heutzutage kein Problem, Beikräuter aus der Zielfrucht herauszusortieren. Im Bioanbau ist dies bereits üblich.
Saum und Bandstrukturen entlang Gewässern und Wegen, z.B. die Erhaltung von mindestens einem Meter breiten Wegrändern sowie von Strukturen innerhalb von Feldern müssen in der GAP ab 2020 vorgeschrieben und honoriert werden um die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern.
Nitrat im Grundwasser
In Deutschland wird der Nitratgrenzwert von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser an etwa einem Drittel der Messstellen überschritten. Das ist deswegen problematisch, weil Nitrat sich im Menschen in Nitrit umwandelt, das insbesondere für Säuglinge sehr giftig ist. Nitrat im Grundwasser stammt überwiegend aus der Düngung mit Stickstoffdünger (hauptsächlich Mineraldünger) und Wirtschaftsdünger (Gülle). Im oberflächennahen Grundwasser werden in Rheinland-Pfalz mit 200 bis 350 mg/L an Messstellen in den Gemüseanbaugebieten um Frankenthal und Ludwigshafen die höchsten Werte gemessen. Aber auch in den Wein- und Obstbaugebieten am Haardtrand bzw. in der Rheinhessischen Rheinniederung können im oberflächennahen Grundwasser punktuell bis zu 200 mg/L Nitrat erreicht werden. Das rheinhessische Plateau, die südliche Vorderpfalz, das untere Nahetal, das Moseltal, Teile des Bitburger Landes, das Pellenzer Feld und das Maifeld westlich von Koblenz sowie das Neuwieder Becken bilden weitere Schwerpunkte von Nitratbelastungen in Rheinland-Pfalz (Quelle MUEEF 2019; wasser.rlp-umwelt.de/servlet/is/1160/) In den letzten Jahren war außerdem zu beobachten, dass immer mehr Gülle vor allem auf unseren Wiesen landet. In Rheinland-Pfalz sind Eifel und Hunsrück betroffen, aber auch intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete.
Deshalb müssen die Ursachen, nicht die Symptome der Stickstoffbelastung in der Agrarreform 2020 Beachtung finden!
Warum haben wir überhaupt so viel Gülle?
Etwa ein Drittel unserer landwirtschaftlichen Fläche haben wir auf andere Kontinente ausgelagert, insbesondere nach Südamerika. Von dort importieren wir eiweißreiches Futter für unsere Tiere. (Eiweißreich muss es z.B. deshalb sein, damit unsere Hochleistungskühe viel Milch geben können. Dafür werden sie meist nur drei bis fünf Jahre alt.) Eiweiße enthalten große Mengen Stickstoff (N), ein molekularer Baustein für Nitrat (NO3-). Daher importieren wir einen großen Anteil unserer Nitratbelastung. Gleichzeitig produzieren wir Fleisch für den Exportmarkt. Bei Schweinen sind das zehn bis 20 Prozent der Produktion. Die Gülle aber bleibt zurück und landet auf unseren Feldern und Wiesen. Zusätzlich wird mit Mineraldünger gedüngt, der meist über das Haber-Bosch Verfahren unter hohem Energieaufwand produziert wird (-> Klimaeffekte der Landwirtschaft). So kommt der Stickstoff in unseren Boden. Aber warum gelangt er von dort ins Grundwasser oder in die Atmosphäre?
Der Boden übernimmt eine Schlüsselrolle, deshalb ist es wichtig, dass der Bodenschutz in der Agrarreform 2020 berücksichtigt wird!
Stickstoff im Boden
Pflanzen brauchen Stickstoff (chem. Element N) und andere Nährstoffe zum Wachsen. Der Boden speichert diese Nährstoffe und stellt sie zusammen mit Wasser in geeigneter Dosis nach und nach für Pflanzen bereit. Ein richtiges Wunder, dieser Boden! Wie viel Nitrat im Grundwasser landet, hängt davon ab, wie gut der Stickstoff im Boden gebunden wird. Wie macht das der Boden überhaupt? Unterschiedliche Mikroorganismen im Boden (Bakterien, Strahlenpilze…) wandeln Stickstoff in unterschiedliche Formen um. So können sie Stickstoff im Boden festlegen oder freisetzen, je nachdem, wie ihre Zusammensetzung ist und wie gut der Boden durchlüftet ist, also wie viel Sauerstoff im Boden vorhanden ist. Einer Studie des Umweltbundesamtes zufolge waren 176 anonyme Schweinegülleproben zu einem Großteil mit einem oder mehreren Antibiotika belastet. Antibiotika wirken bekanntlich gegen Mikroorganismen. Was also, wenn belastete Gülle auf den Böden landet? Der Stickstoffkreislauf wird zumindest gestört. Das geschieht wahrscheinlich auch durch Pestizideinsatz, zumindest bei einigen Stoffen.
Bodenverdichtung
Ab einem Maschinengewicht von durchschnittlich drei Tonnen wird Boden – variierend je nach Bodentyp, Bodenart und Gefüge – irreversibel verdichtet. Ein Traktor, der drei Tonnen wiegt, ist relativ klein. Deshalb ist Bodenverdichtung auf landwirtschaftlichen Flächen ein verbreitetes Phänomen. Auch breite Reifen ändern das Grundproblem nicht, weil dadurch ein Verdichtungsmaximum in der Mitte der Fahrspuren auftritt. Wie gut Stickstoff im Boden festgelegt wird, hängt von der Sauerstoffzufuhr und den Mikroorganismenpopulationen im Boden ab. Wenn ein Boden sehr dicht ist, natürlicherweise bei Ton und tonigem Lehm, ist weniger Luft, also Sauerstoff, im Boden vorhanden, bei weniger dichtem Boden (z.B. Sand) mehr Luft. Diese und weitere Faktoren wie z.B. der pH-Wert und die Temperatur entscheiden darüber, welche Stickstoffverbindungen im Boden entstehen, ob sie festgelegt werden und später für Pflanzen zur Verfügung stehen, ob sie als Nitrat oder Nitrit ins Grundwasser ausgewaschen werden oder als klima- und gesundheitsrelevante Gase in die Atmosphäre entweichen. Stickoxide(NOx) oder Lachgas (N2O) werden aus landwirtschaftlich genutzten Böden stärker freigesetzt als aus natürlichen Böden. Lachgas ist ein starkes Klimagas. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie von 2018 mutmaßt, dass in Kalifornien fast die Hälfte der Stickoxid-Emissionen aus der Landwirtschaft stammt! Bei uns ist das aus klimatischen Gründen sicherlich etwas weniger, aber nicht zu vernachlässigen. Aus diesen Gründen sollte die Nutzung kleiner, leichter Maschinen durch eine entsprechende Weichenstellung in der Politik honoriert werden.
Humus
Humus wird aus organischem Material, überwiegend Pflanzenreste aber auch tierische Hinterlassenschaften im Boden mit Hilfe der Bodenorganismen (Edaphon) gebildet. Dies sind zum Beispiel Regenwürmer, Fadenwürmer, Springschwänze, Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze und viele mehr. Eine besondere Stellung unter diesen hat die Mykorrhiza: das sind Pilze, die quasi als Feinwurzeln für Pflanzen fungieren und Pflanzen helfen, sich besser mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen. Eine Handvoll natürlicher Boden enthält mehr Organismen als es Menschen auf der Erde gibt! Humus hat viele Funktionen:
- Wasserspeicherung: Humus speichert wie ein Schwamm ein Vielfaches seiner eigenen Masse an Wasser. Er hilft den Pflanzen somit, Trockenperioden gut zu überstehen. Dies wird im Zuge des Klimawandels immer wichtiger.
- Nährstoffspeicherung: Humus hat zahlreiche „molekulare Ärmchen“ an denen er Nährstoffe festhalten kann. Damit fördert er auch das Bodenleben (s. Mykorrhiza und Humusaufbau).
- Bodenstruktur: Humus verkittet Bodenpartikel zu so genannten Bodenaggregaten. Diese sorgen für Stabilität und wirken somit dem Bodenabtrag (Bodenerosion) und der Bodenverdichtung entgegen. Weiterhin sorgen Aggregate für ein gutes Verhältnis von Bodenwasser und Bodenluft und können somit der Bildung von Klimagasen im Boden entgegenwirken (siehe Klima).
Düngung mit Nitrat, intensive Bodenbearbeitung (z.B. Pflügen) und der Einsatz mancher Pestizide führen in der Regel zum Abbau von Humus auf genutzten Böden. So haben Böden unter Grünland oder Wald einen weit höheren Humusgehalt (3-10%) als die meisten ackerbaulich genutzten Böden (1-2%). Eine Ausnahme bilden humusfördernde Landwirtschaftspraktiken. Ein Beispiel für humusfördernde Landwirtschaftspraktiken ist die Permakultur. Der Schutz von Humus in Böden ist gut für die Erträge, den Bodenschutz und das Klima und muss deshalb zentrales Thema der gemeinsamen Agrarpolitik sein!
Böden, Humus und das Klima
Böden sind eine sehr gute Senke für Klimagase. Durch Humusaufbau wird der Atmosphäre Kohlenstoff entzogen. Es gibt Theorien, die mutmaßen, dass bei einem Humusaufbau von global einem Prozent in allen Böden, das Problem einer weiteren Erderwärmung gelöst wäre. Bei einer Bodendichte von 1,5 g cm-3 würde pro Hektar Fläche und pro Humus-Prozentpunkt in den oberen 30 Zentimetern Boden 45 Tonnen Humus und damit 26 Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Das sind 95 Tonnen CO2! Dafür kann man beinahe eine Million Kilometer Auto fahren. Das Fazit ist, dass Böden eine sehr gute Kohlenstoffsenke sind, aber, bei falscher Bewirtschaftung auch eine Quelle für Klimagase sein können. Deshalb sind humusfördernde Landwirtschaft und Grünlandschutz sowie angepasste Düngung und Bodenbearbeitung extrem wichtig für Böden und Klima! Humusfördernde Landwirtschaft und Grünlandschutz müssen in der GAP-Reform 2020 berücksichtigt werden, wenn Klimaschutz ein glaubhaftes Ziel der EU sein soll!
Bodenerosion
Es dauert durchschnittlich 100 Jahre, bis ein Zentimeter Boden durch Verwitterung aus Gestein und organischem Material gebildet ist. Bei unsachgemäßer Bewirtschaftung werden in der gleichen Zeit etwa zehn Zentimeter Boden abgetragen (erodiert). In Norddeutschland eher durch Wind, in Süddeutschland eher durch Wasser. Bei einer Bodenmächtigkeit von dreißig Zentimetern macht sich das erst nach Jahrzehnten bemerkbar. Um die Bodenfruchtbarkeit für zukünftige Generationen zu erhalten, muss der Bodenschutz in der GAP Reform 2020 verankert werden.
Flächenverbrauch und Weidehaltung
Wie oben erwähnt können wir in Deutschland unseren Lebensmittelkonsum nicht durch die Flächen hierzulande decken, obwohl wir vielerorts über sehr fruchtbare Böden verfügen. Die Ursache liegt im hohen Konsum von Fleisch und tierischen Produkten. Ein Hektar Land kann etwa 25 Menschen ernähren, wenn man darauf Kartoffeln anbaut, aber nur einen Menschen, wenn man Rinder hält. Der hohe Bedarf an Futtermitteln führt dazu, dass wir viel Fläche verbrauchen. Dennoch kann man Rinder nicht pauschal als Klimakiller verdammen: Hält man sie auf der Weide, führt das dazu, dass Grünland erhalten bleibt. Das fördert sowohl die Artenvielfalt und hilft Kohlenstoff im Boden zu speichern! Außerdem stoßen Kühe das Klimagas Methan (CH4) weniger aus, wenn sie auf der Weide Gras fressen, als wenn man sie im Stall mit eiweißreichem Futter füttert. Das hängt mit dem Verdauungsprozess der Wiederkäuer zusammen. Darüber hinaus braucht man weniger Medikamente, wenn man Tiere nicht in Massentierhaltung hält und es entstehen weniger Resistenzen gegenüber Krankheitserregern. So sterben jährlich in Europa etwa 25 000 Menschen an Infektionen mit multiresistenten Keinem! Wir sollten also weniger Fleisch essen. In der GAP Reform muss die (extensive!) Weidehaltung gegenüber der Stallhaltung mehr gefördert werden! Das löst zudem die Probleme von Gülleüberschuss, Antibiotikaresistenzen und qualvoller Massentierhaltung!
Mehr kann bald weniger sein!
Das Argument, dass man mit intensiver Landwirtschaft mehr Lebensmittel pro Fläche erzeugen kann, greift nicht, da intensive Landwirtschaft immer zu einem Bodenverbrauch führt und damit langfristig zu einer Ertragsminderung. Diese kann wissenschaftlichen Studien zufolge auf Dauer nicht durch Bewässerung oder Düngung kompensiert werden! Hohe und vor allem sichere Erträge können auch durch humusfördernde Landwirtschaft mit hoher Sortenvielfalt erzielt werden. Allerdings nicht zum Dumpingpreis, weil mehr Personal vonnöten ist. Andererseits braucht man wesentlich weniger Pestizide und kann Saatgut selbst vermehren. Insbesondere für die Subsistenzwirtschaft im globalen Süden ist dies von zentraler Bedeutung. Von einigen Landwirt*innen hierzulande wissen wir, dass ihnen eine solche bäuerliche und wertschätzende Produktion viel lieber wäre, wenn sie dadurch ihre Familie ernähren könnten. Die Produzenten von Hybridsaatgut, Pestiziden, Düngern, Veterinärpharmazeutika und großen Maschinen würden dabei allerdings zu kurz kommen. In der GAP Reform 2020 sollte es also um Menschen gehen und nicht um Profit.
Publikationen
- BUNDmagazin 3/23 Rheinland-Pfalz
- 50 Jahre BUND Rheinland-Pfalz - Highlights eines halben Jahrhunderts
- Freiflächen-Photovoltaik in Rheinland-Pfalz: Chancen und Risiken (Symposiumsmitschnitt)
- Wildbienenschutz in der Agrarlandschaft - Wirkungsvolle Maßnahmen einfach umsetzen
- Artenreiche Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz 2030 - Vorschläge zur Weiterentwicklung der Agrarförderung in Rheinland-Pfalz
- Eine gute Bodenpolitik ist möglich - Hintergrund- und Positionspapier des BUND Rheinland-Pfalz
- Stellungnahme des BUND Rheinland-Pfalz zum GAP Strategieplan des Landes Rheinland-Pfalz ab 2023
- Fleischatlas 2021
Termine
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