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Rheinland-Pfalz

Beim Auto spielt Geld keine Rolle!

08. September 2020 | Mobilität, Ressourcen & Technik

„Statt ein modernes Mobilitätskonzept zu entwickeln, setzt die Stadt Ludwigshafen auf eine Verkehrspolitik von vorgestern. Für den Autoverkehr spielt Geld offensichtlich keine Rolle. Hunderte von Millionen Euro sollen für die Hochstraßen ausgegeben werden. Was könnte man mit diesen Unsummen Gutes für den öffentlichen Verkehr tun!“ In dieser Aussage gipfelt die Kritik von Michael Carl, dem stellvertretenden Landesvorsitzenden des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an den Hochstraßen- und Rathaus-Neubauplänen in Ludwigshafen.

Aufgrund der Diskussion, dass das Ludwigshafener Rathaus – wenn auch dringend sanierungsbedürftig – den Hochstraßen im Weg stehe, melde sich der Umweltverband erneut mit mahnenden Worten. Carl. „Die Zeit, die zum Abriss der Hochstraßen nötig ist, sollte zur Aufstellung eines zukunftsfähigen Verkehrskonzepts genutzt werden. Geld ist ja offensichtlich vorhanden. Für die beiden Straßenneubauten und den Neubau des Rathauses wird mit rund einer Milliarde Euro gerechnet. Zumindest ein Teil dieses Geldes wäre besser für Verbesserungen beim öffentlichen Verkehr zu verwenden.“ Außerdem sei zumindest die Frage erlaubt, ob Sanierungen in vielen Fällen nicht billiger wären als Ersatzbauten. In vielen Fällen würden die Kalkulationen auf Neubau „getrimmt.“ Aus diesen Gründen fordert der BUND, dass am 21.9. in der Stadtratssitzung keine richtungsweisenden Beschlüsse gefasst werden, bevor nicht ein Mobilitätskonzept vorliegt.

Ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept, bei dem selbstverständlich auch die Interessen der BASF und der Nachbarstadt Mannheim berücksichtigt werden müssen, wäre nicht nur deutlich kostengünstiger, sondern auch schneller durchführbar und bei guter Planung und Ausführung genauso leistungsfähig. Diese Planung biete sich im Speziellen gerade jetzt an, da durch die Sperrung der unter der Hochstraße hindurchführenden Straßen und Straßenbahnlinien ohnehin eine Verstärkung des öffentlichen Verkehrs notwendig wurde und erste Erfahrungen vorliegen dürften.

„Aus der Tatsache, dass das ganz große Verkehrschaos in Ludwigshafen bisher ausgeblieben ist, schließen wir, dass es grundsätzlich denkbar ist, die Hochstraßen mittels öffentlichem Verkehr zu ersetzen“, ergänzt BUND-Landesvize Michael Carl. „Im Gegensatz zu vielen anderen Städten verfügt Ludwigshafen noch über ein Straßenbahnnetz und ist sehr gut in das Netz der S-Bahn Rhein-Neckar eingebunden.“

Da Stadtverkehr nur zum Teil innerorts, sondern überwiegend durch Ziel- und Quellverkehr entstehe, sei auch an ÖPNV-Verbindungen aus dem Umland zu denken. Diese müssten erheblich ausgeweitet werden. Da die Hochstraßen täglich mehrere zehntausend Fahrzeuge aufnähmen bzw. aufgenommen hätten, seien im gleichen Ausmaß Regionalbahnen, S-Bahnen, Straßenbahnen und Busse einzusetzen. Dazu gehöre auch die Reaktivierung und der Neubau von Straßenbahnlinien.

Der BUND bezweifle nicht, dass seine Vorschläge eine radikale Änderung der Verkehrspolitik in und um Ludwigshafen bedeuteten. Aber die Verkehrswende werde genau diesen Verlauf nehmen müssen, wenn sie wirklich klimafreundlich sein will. Der Wegfall der Hochstraßen biete außerdem die Möglichkeit, die Innenstadt von Ludwigshafen neu zu gestalten und die Lebensqualität in der Stadt deutlich zu erhöhen.

 

Für Rückfragen: Michael Carl, 02620-8416

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