BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

BUND fordert „Rettungsplan Laacher See“

22. Januar 2009 | Flüsse & Gewässer, Landwirtschaft, Lebensräume

Intensive Viehhaltung zerstört größten See des Landes

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert die Umwelt- und Landwirtschaftsbehörden des Landes auf, umgehend einen „Rettungsplan Laacher See“ in Angriff zu nehmen. Nährstoffeinträge in den See müssen sofort gestoppt und die Sanierung bereits entstandener Schäden ordnungsgemäß abgeschlossen werden.

Heinz Schlapkohl (Stellvertretender BUND-Landesvorsitzender) erklärt: „Der Laacher See ist der größte natürlich entstandene See der deutschen Mittelgebirge. Sowohl aus geologischer und gewässerkundlicher Sicht als auch als Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist er im Land Rheinland-Pfalz von höchstem Stellenwert. Das Land Rheinland-Pfalz muss Sorge tragen, dass der See sowohl in seiner herausragenden naturkundlichen Bedeutung, aber auch als Flaggschiff des Tourismus erhalten bleibt. “

Spätestens seit 2006 ist den Umweltbehörden des Landes bekannt, dass sich die Wasserqualität des Laacher Sees dramatisch verschlechtert hat. Damals wurde eine von Säugetieren verursachte Belastung des Seewassers mit Bakterien festgestellt. Auch die für den See typische Besiedelung mit Algen wurde als „schlecht“ bezeichnet. Im Tiefenwasser kommt es zu gravierender Sauerstoffzehrung. Diese Beobachtungen hätten Alarmglocken auslösen müssen – waren doch in den 1970er und 1980er viel Geld in die Sanierung des Sees gesteckt worden und zunächst auch große Erfolge zu verzeichnen gewesen.

Doch in den letzten Jahren stagnierte die positive Entwicklung. Die Phophorgehalte des Seewassers gingen nicht, wie erwartet, weiter zurück, sondern stagnierten bei viel zu hohen Konzentrationen. Dies führt dazu, dass der ökologische Zustand des Sees heute gerade noch als „mesotroph“ bezeichnet werden kann – Übergänge zu „eutrophen“ Verhältnissen deuten sich an. Eigentlich muss die Qualität eineinhalb Stufen besser sein, nämlich „oligotroph“. Damit wird ein Verstoß des Landes Rheinland-Pfalz gegen die Vorschriften der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorprogrammiert. Auch das Erhaltungsziel „Erhaltung oder Wiederherstellung des Sees mit sehr guter Wasserqualität…“ kann in absehbarer Zeit nicht mehr umgesetzt werden, ein Verstoß gegen die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.

Die Ursache für die Misere ist der enorme Zuwachs von Rindern und Schweinen im landwirtschaftlichen Betrieb am Seeufer. Ställe und Güllebehälter befinden sich wenige Meter neben dem Seeufer. Starke Zufütterung mit zugekauftem Futter, Gülleausbringung und unsachgemäße Lagerung von Mist führen dazu, dass Nährstoffe nicht von Böden und Vegetation gespeichert werden können, sondern in den See ausgewaschen werden. Der BUND befürchtet, dass trotz eingeleiteten Sanierungsarbeiten an baulichen Anlagen weiterhin Sickersaft aus Mist und Silage in das Grundwasser gelangen wird.

Vom Umweltministerium wurde bestätigt, dass durch bauliche Mängel Gülle in den See gelangt ist. Der BUND fragt sich allerdings, warum bislang keine Strafen für die nachgewiesenen Verseuchungen von Böden, Grundwasser und Seewasser verhängt worden sind. Umweltverschmutzungen in derartiger Größenordnung dürfen nicht unbestraft bleiben.

Der BUND fordert die Behörden auf, sofort mit einem Maßnahmenpaket zur Rettung des Laacher Sees zu beginnen. Im Einzelnen fordert der BUND:

  • sofortige, drastische Reduzierung des Viehbestandes entsprechend den örtlichen Standortgegebenheiten

  • umfassende Vorkehrungen gegen das Austreten von Gülle und verunreinigten Sickerwässern in Böden, Grundwasser und See

  • Sanierung überdüngter Böden und belasteten Grundwassers

  • Stopp jeglicher weiterer Gülle- und Düngerausbringung im Einzugsgebiet des Laacher Sees

  • Umgehende Erstellung eines Bewirtschaftungsplanes gemäß Fauna-Flora-Habitat- und Wasserrahmen-Richtlinie.

  • Änderung der Rechtsverordnung für das Naturschutzgebiet Laacher See mit dem Ziel, Viehhaltung stark einzuschränken, maximale Beweidungsdichten festzulegen sowie jegliche Zufütterung und Düngung zu verbieten

  • Umstellung der landwirtschaftlichen Nutzung mit dem Ziel eine Nährstoffaushagerung zu betreiben.

Für Rückfragen:

Dr. Heinz Schlapkohl 06353 3318
Dr. E. Manz  06131 62706-0 bzw. 0151 12273866

Weitere Hintergrundinformationen 

Laacher See - Chronologie und Rettungsplan

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