BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Ein Garten für Schmetterlinge

Naturgarten für Schmetterlinge - viele Mosaiksteine ergeben zusammen wertvolle Lebensräume

Unsere Tagfalter sind auf eine Vielzahl von speziellen Pflanzen angewiesen. Fast alle Falter saugen Nektar aus den Blüten von Blumen. Häufig haben sie eine Vorliebe für eine bestimmte Blütenfarbe. Die Raupen benötigen dagegen meist eine bestimmte Pflanze, von der sie sich oft ausschließlich ernähren. Mehr zu den wichtigsten Raupenfutterpflanzen erfährt man hier.

Blumenwiese und Trockenrasen

Die Blumenwiese ist eines der wichtigsten Elemente eines schmetterlingsfreundlichen Naturgartens. Eine Blumenwiese sollte möglichst groß sein und vollsonnig angeordnet werden. Die Ränder können bis in den Schatten hinein ragen. Der Boden für eine Blumenwiese sollte möglichst mager und trocken sein. Das Vorbild in der Natur sind vor allem die sehr artenreichen Trockenrasen. Eine magere, wechselfeuchte, extensiv genutzte Waldwiese mit Orchideen, wie auf dem obigen Bild lässt sich im Garten nur schwer nachbilden.

Bei der Anlage einer Blumenwiese sind die Bodenverhältnisse für die Auswahl der Pflanzen entscheidend. Im Garten steht oft ein nährstoffreicher Boden zur Verfügung. Deshalb ist dann die Anlage einer Standardwiese vernünftig. Typische Wildpflanzen für eine solche Standard-Schmetterlings-Blumenwiese sind: Wiesen-Witwenblume, Margerite, Flockenblume, Salbei, Heilziest, Wiesen-Storchschnabel, Schlüsselblume, Bocksbart, Wiesen-Platterbse, Hornklee, Vogelwicke, Rotklee, Wilde Möhre, Spitz-Wegerich, Wiesen-Sauerampfer, Wiesen-Fuchsschwanz, Zittergras, Schafschwingel, Trespe und Glatthafer.

Großer Kohlweißling auf Kartäusernelke saugend.

Je magerer und trocken eine Wiese ist, desto mehr Pflanzen und damit Faltern bietet sie dann als Trockenrasen einen Lebensraum. Kartäusernelken sind ein Magnet für Weißlinge, wie hier für den Großen Kohlweißling und dem Zitronenfalter, aber auch für den Schwalbenschwanz.

 

Dost- oder Oregano-Beet - Nektarquelle für viele Falter

Eine der beliebtesten Saugpflanzen für Schmetterlinge ist im Juli Oregano oder echter Dost (Origanum vulgare). Diese Gewürzpflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae oder Labiatae) wurde auch als Heilpflanze genutzt und dient einigen Bläulingen zusätzlich als Raupennahrungspflanze. Oregano bevorzugt warme sonnige Standorte auf kalkhaltigem Untergrund. Mager- und Trockenrasen in aufgelassenen Weinbergen zählen zu seinen regelmäßigen Wuchsorten. Er wächst oft flächig und kann über Einsaat oder Teilung vermehrt werden. Der richtige Zeitpunkt für die Einsaat ist März/April. Als Lichtkeimer dürfen die Samen nicht mit Erde bedeckt werden. Ein Schnitt darf frühestens ab August nach der Blüte erfolgen.

Dost wird von sehr vielen Faltern und Bienen besonders gerne besucht. Dazu zählen Weißlinge, Schachbrettfalter, Tagpfauenauge, Ochsenauge, Hauhechel-Bläuling und Distelfalter oder wie im Bild das Landkärtchen.

Oregano dient zusätzlich als Eiablage- wie auch als Raupennahrungspflanze für den Thymian-Ameisen-Bläuling (Glaucopsyche arion). Aufgrund der sehr geringen Verbreitung und der weiteren Ansprüche dieses Falters insbesondere an ein größeres (mindestens 0,5 ha) flächigeres Vorkommen von Dost oder Thymian, sollte dieser Falter im Garten nicht erwartet werden, es sei denn, der Garten befindet sich direkt angrenzend zu einem Vorkommen der Art.

Schlehenhecke - Lebensraum nicht nur für Zipfelfalter

Schlehen (Schwarzdorn) gehören zur Gattung Prunus. Sie gehören damit zu den Steinobstgewächsen. Schlehen sind anspruchslos und gedeihen auch auf kargen, felsigen und trockenen Böden. Sie bevorzugen sonnige Standorte und neigen als Wurzelkriechpioniere dazu sich über ihre Wurzeln unterirdisch stark zu verzweigen und breiten sich so sehr schnell flächig aus. Sie sorgen auf mageren und steinigen Brachen oft schnell für eine Verbuschung der Flächen. Südlich exponierte Schlehen sind im Garten besonders attraktiv.

Schlehenhecken sind vor allem im Frühjahr als Nektarquelle sehr wichtig, für die überwinterten Falter, aber auch für frisch aus den überwinterten Puppen schlüpfende Falter, wie dem Segelfalter auf dem Bild oben. Sie sind aber auch wegen der Schutzfunktion ihrer Dornen ein begehrter Lebensraum für Raupen. Die Schlehenblätter und Blüten dienen sehr unterschiedlichen Arten (Tag- und Nachtfaltern) wie z.B. einigen Zipfelfaltern und dem Segelfalter als Raupennahrung.

Im Frühjahr saugen Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, C-Falter und wie auf nebenstehendem Bild der Großer Fuchs Ende März, nach dem Verlassen ihrer Winterquartiere gerne an den Blüten der Schlehen.

Schlehen dienen vielen Faltern als Raupennahrung. Die Raupen des Nierenfleck-Zipfelfalters, des Kleinen Schlehen-Zipfelfalters und des Pflaumenzipfelfalters, sowie des Segelfalters leben an Schlehe, ebenso wie die Raupen vieler Nachtfalter. - Auf dem Bild ist eine frisch geschlüpfte Raupe des Nierenfleck-Zipfelfalters Anfang April auf einer Schlehenblüte zu sehen.

Die Raupe des Pflaumen-Zipfelfalters Ende April auf einem von Schwammspinnerraupen fast vollständig kahl gefressenem Schlehenzweig.

Schlehenhecken gehören zu den artenreichsten Lebensräumen für Schmetterlinge.

Salweide und Zitterpappel

Blühende Salweide im Frühjahr - ein Magnet für Insekten.

Falls genügend Platz im Garten vorhanden ist, darf eine männliche Salweide (Salix caprea ‚Mas‘) nicht fehlen. Salweiden als Hochstamm benötigen einen Bereich von mindestens 5m im Durchmesser und können 5-8m hoch werden. Es gibt sie aber auch als Sträucher, die jedes Jahr zurückgeschnitten werden können.

Im Frühling (März/April) sind die blühenden Salweiden eine der wichtigsten Nektarquellen für zahlreiche Insekten, so auch für alle überwinterten Tagfalter wie Zitronenfalter, Kleiner und Großer Fuchs, C-Falter und das Tagpfauenauge.

Großer Fuchs saugend an Salweide.

Stundenlang saugen die Falter an den Kätzchen der männlichen Salweide, da es zu dieser Zeit nur wenig andere ergiebige Nektarquellen für die Falter gibt.

Ab Ende April beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Dazu nutzen sie ebenfalls Zweige der Salweide, aber auch Zitterpappel und Kirsche.

Raupen des Großen Fuchses auf der Unterseite eines Blattes einer sonnig stehenden Salweide.

Die Blätter der Salweide dienen dem Großen Schillerfalter, dem Großen Fuchs, aber auch dem C-Falter als Raupennahrungspflanze.

Die Raupen des Großen Schillerfalters ziehen sich im Herbst in Zweiggabelungen auf den Ästen der Salweide zurück und überwintern dort fest angesponnen.

Brennnesselecke für die Raupen der Nesselfalter

Die Brennnessel hat als Raupennahrungspflanze eine sehr große Bedeutung für unsere häufigsten einheimischen Tagfalter. Deshalb sollte diese Pflanze in die Planung für einen Naturgarten mit einbezogen werden. Auch wenn in den überdüngten landwirtschaftlichen Flächen an Grabenrändern und auf ungenutzten Randflächen genügend Brennnesseln vorkommen, sollte man Brennnesseln in einem Naturgarten anbieten, wenn man möchte, dass sich dort Tagfalter heimisch fühlen sollen.

Admiral auf einer Brennnessel während einer Pause zwischen zwei Eiablagen.

Die Brennnessel ist die wichtigste Raupennahrungspflanze für Tagpfauenauge, Landkärtchen, Kleiner Fuchs, und Admiral. Für die Raupen des C-Falters und des Distelfalters spielt sie ebenfalls eine wichtige Rolle.

Tagpfauenauge

Das Tagpfauenauge und der Admiral bevorzugen halbschattige etwas luftfeuchtere Standorte. Der Admiral legt eher an jüngeren Pflanzen ab, das Tagpfauenauge nur an älteren Pflanzen.

C-Falter auf einem Weg im Frühling.

Die Anforderungen an das Mikroklima sind aber bei allen Arten unterschiedlich, was es bei der Wahl des Standortes im Garten zu beachten gilt. C-Falter und Landkärtchen bevorzugen halbschattige bis schattige und luftfeuchte Standorte und bevorzugen ältere Pflanzen.

Landkärtchen bei der Eiablage an Brennnessel.

Der Distelfalter dagegen legt nur an Brennnesseln ab, wenn keine Disteln zur Verfügung stehen. Der Distelfalter und der Kleine Fuchs bevorzugen eher jüngere sonnig stehende Pflanzen.

Gesellig lebende Raupen des Tagpfauenauges (L1).

Die Raupen von Tagpfauenauge, Kleinem Fuchs und Landkärtchen leben gesellig in Gespinsten an der Großen Brennnessel. Admiral, Distelfalter und C-Falter leben solitär.

Raupe des C-Falters unter einem Brennnesselblatt.

Die Raupen des Admiral und des Distelfalters leben in selbstgebauten "Schutzzelten", die C-Falter-Raupen tarnen sich als Vogelkot.

Disteln – ein Magnet für viele Schmetterlinge und Bienen

Disteln kommen in sehr vielen Varianten fast überall in der Natur häufig vor, insbesondere in trockenen Brachen. Sie spielen für viele Tagfalter und andere Insekten eine große Rolle als Nektarquelle. Insbesondere Distelfalter, Zitronenfalter, Baumweißling, Großer und Kleiner Kohlweißling, Admiral, Segelfalter, Schwalbenschwanz, Schachbrettfalter und Kaisermantel mögen die Blüten der Distel.

Raupe des Distelfalters auf einer Distel

Die Raupen des Distelfalters leben auf Disteln, gut geschützt durch die Dornen. Sie bauen sich ein Zeltdach aus Spinnfäden über einem Blatt und ernähren sich von den Blättern der Distel. Distelfalterraupen mögen es trocken und heiß, die Falter wandern jährlich im Mai aus Nordafrika zu uns ein.

Der Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii)

Tagpfauenauge auf Schmetterlingsflieder

Der Schmetterlingsflieder ist für die meisten Tagfalter im Sommer der bevorzugte Aufenthaltsort im Garten. Hier treffen sich Tagpfauenauge, Schwalbenschwanz, Distelfalter, Großer und Kleiner Kohlweißling, C-Falter, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter und Kaisermantel. Der Schmetterlingsflieder ist allerdings ein Neophyt, der sich an trockenen, sonnigen Standorten z.B. entlang von Bahngleisen schnell ausbreiten kann. Im heißen Hochsommer ist er aber in vielen Gärten die einzige ergiebige Nektarquelle, deshalb kann man diesen Strauch in einem Schmetterlingsgarten tolerieren.

C-Falter am Sommerflieder im Garten

Insbesondere die violetten Formen dieses Strauches werden gut besucht. Im Sommer sieht man auch oft das Taubenschwänzchen vor den Blüten in der Luft stehend beim Saugen, wie ein Kolibri im tropischen Regenwald.

Kleiner Fuchs am Sommerflieder im Garten im August

Auch die weißen, gelben, roten und blauen Schmetterlingsflieder haben im August großen Zulauf.

Gartenteich mit Feuchtbereich

Blutweiderich am Gartenteich

Neben trockenen Flächen sollte ein feuchter Bereich im Garten nicht fehlen. Es muss kein Gartenteich sein, es reicht eine sumpfige Stelle mit den entsprechenden Pflanzen für Falter. Eine Feuchtwiese ist das Vorbild aus der Natur.

Raupe des Faulbaum-Bläulings auf Blutweiderich.

Blutweiderich ist eine begehrte Raupennahrungspflanze für den Faulbaum-Bläuling und eine beliebte Nektarpflanze für Zitronenfalter und verschiedene Bläulinge. Er kommt in der Natur oft an Gräben vor und wächst auf nährstoffreichen, feuchten und teilweise überschwemmten Flächen. Er wird 1 bis 2 m hoch und ist deshalb am Teich möglichst im Hintergrund zu positionieren. Er blüht von Juni bis September und ist vollsonnig stehend besonders wertvoll für Falter.

Wiesenschaumkraut

Ein Teich kann recht einfach mit einem wasserdichten Untergrund und Natursteinen als Uferbefestigung angelegt werden. Er sollte nicht sehr tief (max. 30 cm) sein und eine flache auslaufende Böschung haben. Um den Teich eignen sich Blutweiderich, Wiesenschaumkraut, Wiesenknöterich und Mädesüß und Knoblauchsrauke als wichtige Falterpflanzen.

Männchen des Aurorafalters auf Wiesenschaumkraut.

Wiesenschaumkraut bevorzugt feuchte und nährstoffreiche Stellen. Es wird meist nur 15 bis 30 cm hoch. Er blüht von April bis Juni. Wiesenschaumkraut ist eine wichtige Nektar- und Raupennahrungspflanze für den Aurorafalter.

Faulbaum-Biotop

Faulbaum

Der Faulbaum sollte in keinem Garten fehlen. Er ist die wichtigste Raupennahrungspflanze für einen unserer häufigsten Tagfalter, den Zitronenfalter. Faulbäume gibt es als Bäume oder als Sträucher. Sie können auch als Balkonpflanze im Kübel gehalten werden.

Zitronenfalter bei der Eiablage an einem Faulbaum.

Zitronenfalter legen ihre Eier an den Knospen ab. Die Raupen fressen dann an den Blättern und später auch an den Blüten. Die Verpuppung findet oft auch am Faulbaum selbst statt.

Erwachsenen Raupe des Zitronenfalters auf einem Faulbaum.

Die Raupen des Zitronenfalters leben ausschließlich an Faulbaum und Kreuzdorn. Aufgrund der Struktur und der Farbe der Blätter, sind sie auf diesen optimal getarnt.

Broschüre: Ein Garten für Schmetterlinge

Und hier gibt es die Broschüre "Ein Garten für Schmetterlinge" als

PDF-Datei zum Download.

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Grundsätze im Naturgarten für Schmetterlinge:

  • Lebensräume für Raupen und Falter schaffen
  • Vorbild: Extensive Kleinbäuerliche Landwirtschaft
  • Mosaik aus unterschiedlichen Biotopen
  • Kein Dünger
  • Keine Pestizide
  • Keine Insektizide
  • Mut zur Unordnung
  • Seltenes Mähen oder Zurückschneiden
  • Mahd- und Schnittgut auf Haufen im Garten belassen
  • Überwinterungsquartiere anbieten
  • Blätter im Herbst teilweise liegen lassen

Zielarten - Diese Falter kann man im Garten erwarten:

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