BUND Landesverband
Rheinland-Pfalz

Raupen von Schmetterlingen züchten - mit Kindern

Kinder sind fasziniert von der Verwandlung der Raupe über die Puppe zum Schmetterling. Ihre Augen beginnen zu glänzen, wenn ein Falter aus der Puppe schlüpft. Das ist ein Erlebnis, das Kinder nie mehr vergessen werden. Es entsteht ein Bezug zur Natur. Ein Kind, das gesehen hat, wie aus der Raupe ein Schmetterling geworden ist, zertritt später niemals mehr unachtsam oder bewußt eine "hässliche" Raupe.

Kinder bei der Betrachtung eines Distelfalter-Eies auf einer Distel (Foto: BUND - A. Stevens)

Was brauche ich für die Zucht von Schmetterlingen?

Für die Zucht von Schmetterlingsraupen braucht man:

- Wissen zum Falter, den man züchten möchte (Informationen dazu findet man hier auf dieser Seite  und in der Rubrik Artenporträts)

- einen Zuchtkasten (Informationen dazu findet man hier auf dieser Seite)

- eine Futterpflanze für die Raupen (Informationen dazu findet man hier auf diese Seite und in der Rubrik Raupenfutterpflanzen)

Los geht es...


 

Wichtige grundlegende Regeln

- Wir züchten nur Raupen von Faltern, die wir kennen.

- Wir züchten nur Raupen von Arten, die nicht unter Schutz stehen.

- Wir lassen die Falter nach dem Schlüpfen frei.

- Wir lassen die Falter dort frei, wo wir die Raupen entnommen haben.


 

Zucht - ganz einfach: Wir züchten Raupen des Tagpfauenauges im August

Zuchtkasten:

Im einfachsten Fall nimmt man ein großes Glas mit Deckel. In den Deckel sticht man fünf Luftlöcher, das sollte reichen. Man kann natürlich auch einen Zuchtkasten bauen oder kaufen.

 

 

Wissen zum Falter:

Tagpfauenaugen gehören zu den Nesselfaltern. Ihre Raupen leben auf Brennnesseln. Im August findet man mit etwas Erfahrung die Raupen des Tagpfauenauges überall dort, wo es größere Flächen mit Brennnesseln gibt. Die Raupen leben in Gruppen in einem Gespinst von 50 und mehr Tieren auf halbschattig stehenden älteren Brennesseln z. B. an Bächen oder Gräben. Die Raupen sind schwarz (glänzend) mit kleinen weißen Punkten. Mehr zu den Raupen und zum Falter im Artenporträt zum Tagpfauenauge.

Die Fraßpflanze:

Die Raupen des Tagpfauenauges fressen Brennnesseln, also benötigt man noch eine frisch abgeschnittene Brennnessel, die man in das Glas stellt. 

Schon kann es losgehen mit der Raupensuche und der Zucht.

 


 

Und jetzt alles noch einmal im Detail...

für alle, die noch mehr wissen wollen...

Welche Raupen darf ich überhaupt züchten?

Aufgrund gesetzlicher Vorgaben (BundesArtenSchutzVerordnung) dürfen nur wenige Tagfalterarten in Deutschland gezüchtet werden. Alle anderen Arten stehen unter besonderem Schutz oder sind sogar streg geschützt. Zur Zucht erlaubt sind vor allem die Weißlinge, die Nesselfalter, einige Zipfelfalter und mehrere Augenfalter. Hier erhalten Sie eine Liste der für die Zucht erlaubten und prinzipiell geeigneten Arten in Rheinland-Pfalz:

Liste der für die Zucht geeigneten Tagfalterarten

Praktische Überlegungen

Für die optimale Auswahl der geeigneten Art spielen aber zusätzlich folgende Fragen eine sehr wichtige Rolle:

Wann kann ich welche Raupen oder Eier in der Natur finden? 

Welche Raupen oder Eier sind einfach zu finden?

Lassen sich die Raupen bei der Zucht gut beobachten?

Wie lange dauert die Zucht von der Raupe bis zum Schlüpfen des Falters?

Schlüpfen die gezüchteten Falter noch vor der Überwinterung?

Ist die Raupenfutterpflanze einfach verfügbar?

Natürlich spielt es auch eine Rolle, ob die Raupen anfällig für Krankheiten und Parasiten sind.

Checkliste - Auswahl der optimalen Art für die Zucht

Art Raupen verfügbar Einfach zu finden Gut zu beobachten Dauer der Zucht Falter schlüpfen ohne Überwinterung Raupenfutter einfach verfügbar
Kleiner Fuchs April-Mai & Juli Ja Ja 3-4 Wochen Ja Ja, Brennnessel
Zitronenfalter April-Mai Ja Ja 3-5 Wochen Ja Ja, Faulbaum
Tagpfauenauge Mai-Juni & August Ja Ja 3-4 Wochen Ja Ja, Brennnessel
Admiral Mai, Juli-September Ja Nein 3-4 Wochen Ja Ja, Brennnessel
Schachbrettfalter April Nein Nachtaktiv 5-7 Wochen Ja Ja, Gräser
Aurorafalter April-Mai Ja Ja 1 Jahr Nein Ja, Knoblauchsrauke
Nierenfleck-Zipfelfalter Eier: November-Februar Ja Nein 8 Monate Ja Ja, Schlehe

Beispiel: Kleiner Fuchs

Die Raupen des Kleinen Fuchses findet man in warmen Jahren schon ab Mitte April auf Brennnesseln in sonniger Lage. Die zweite Generation ist im Juli unterwegs. Die gelb-schwarzen Raupen leben gesellig in Gemeinschaftsgespinsten mit 50 und mehr Tieren.

Die Raupen entwicklen sich in trockener Umgebung z. B. in geschlossenen Räumen sehr schnell. Besser ist die natürlichere Haltung im Aussenbereich. Nicht mehr als 3 Raupen pro größerer Brennnesselpflanze ist günstig. Die Raupen sind ganztägig auf den Pflanzen gut sichtbar. Nur während der Häutungsphasen ziehen sie sich kurzfristig etwas zurück.

Nach 2 ca. Wochen haben sich die Raupen in der Regel bereits verpuppt. Eine Woche später schlüpfen die Falter. Selten sind Raupen parasitiert.

Beispiel: Zitronenfalter

Zitronenfalter-Eier und Raupen sind ab Mitte April auf Faulbäumen in kühlen und feuchten Wäldern recht einfach zu finden. Die Raupen sollten solitär und im Aussenbereich gehalten werden. Falls ein größerer Faulbaum zur Verfügung steht, können auch 2-3 Raupen zusammen gehalten werden. Sie entwicklen sich etwas langsamer. Nach 3-5 Wochen sollten sich die Raupen verpuppen. 1-2 Wochen später schlüpft der Falter. Eine Zucht im Innenbereich ist auch möglich, erfolgt dann jedoch beschleunigt.

Die Raupen sind bis auf die Häutungsphasen sehr gut zu beobachten.

 

Beispiel: Tagpfauenauge

Die Raupen des Tagpfauenauges findet man im Frühjahr ab Mitte Mai auf Brennnesseln in sonniger Lage. Im Spätsommer dagegen ab Ende Juli auf älteren Brennnesselbeständen in halbschattigen Lagen. Die Raupen leben gesellig in Gemeinschaftsgespinsten von manchmal mehr als 100 Tieren und sind deshalb insbesondere im Sommer gut zu finden.

Die Raupen lassen sich recht einfach auf eingetopften Brennnesseln möglichst im Aussenbereich, aber auch in geschlossenen Räumen halten. Optimal sind 3 Raupen auf einer größeren Pflanze. Die Tiere sind gut zu beobachten, da sie sich auf den Pflanzen aufhalten und ganztägig fressen.

Nach ca. 2-3 Wochen verpuppen sich die Raupen und in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur schlüpfen schon ca. eine Woche später die Falter.

Beispiel: Aurorafalter

Die orangen Eier des Aurorafalters sind von Mitte April bis Mitte Mai recht einfach an Knoblauchsrauke oder Wiesenschaumkraut zu finden. Auch die Raupen können mit etwas Erfahrung im Mai an den obigen Futterpflanzen der Raupen gefunden werden.

Die Zucht der Raupen auf Knoblauchsrauke ist sehr einfach. Da die Raupen nur die Samenschoten der Pflanzen fressen reichen bereits ein oder zwei Pflanzen für die komplette Entwicklung. Knoblauchsrauke bleibt in einem Glas mit feuchtem Sand im Halbschatten stehend sehr lange frisch. Aurorafalterraupen leben solitär und sollten deshalb immer einzeln gehalten werden.

Die Entwicklung der frisch aus dem Ei geschlüpften Raupe dauert ca. 5 Wochen bis zur Verpuppung.

Der Aurorafalter schlüpft aber erst nach der Überwinterung im nächsten Frühjahr (April) aus der Puppe. Er ist deshalb in vielen kurzen Projekten ungeeignet.

Die Auswahl des geeigneten Zuchtbehälters

Für die meisten Zuchten eignen sich geschlossene Holzkästen der Größe 40 cm x 40 cm x 80 cm.

Solche Zuchtkästen lassen sich sebst herstellen, können aber auch über den Handel bezogen werden. Sie bieten sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten. 

Für einfachere Zuchten kann auch ein gößeres Glas bereits ausreichen.

Für den Aussenbereich bieten sich auch unten offene Zuchtkästen an. Diese ermöglichen die Zucht direkt auf einer im Gartenbeet wachsenden Pflanze, ohne diese umtopfen zu müssen. Durch den aufklappbaren Deckel bieten sich auch hier optimale Beobachtungsmöglichkeiten. Solche Zuchtkästen sind sehr einfach selbst herzustellen und können entsprechend der Größe der Pflanzen optimal angepasst werden.

Für ältere Züchter, oder solche, die ihren Rücken schonen möchten gibt es naürlich auch die Version im Hochbeet. Der Bau ist etwas komplexer, aber seitliche Türen bieten mehr Komfort in Bezug auf die Beobachtungsmöglichkeiten. Und das alles ohne Knie und Rücken zu beanspruchen.

Wenn genügend Platz zur Verfügung steht, dann kann man natürlich auch noch anspruchsvollere Raupenzuchtkäfige bauen. Im Bild ein begehbares Raupenhaus mit allem Komfort zur Aufzucht und Beobachtung von Raupen durch Gruppen zur Umweltbildung.

Raupenfutterpflanzen - Beschaffung und Haltung

Die meisten Pflanzen kann man wie im Bild dargestellt mit den Brennnesseln, abschneiden und in feuchtem Sand für einige Tage frisch halten. Diese Methode ist allerdings nur für den Aussenbereich und höchstens für einen Standort im Halbschatten geeignet. Alle drei Tage muss man dabei die Pflanzen erneuern und die Raupen umsetzen.

Die meisten Raupenfutterpflanzen (Brennnessel, Faulbaum, Knoblauchsrauke, Schlehe) kann man eingetopft in Biogärtnereien erwerben. Dies ist die komfortabelste Möglichkeit den Raupen eine immer frische Nahrung zu bieten. Ein Umsetzen der Raupen ist dann, wenn nicht zu viele Raupen auf der Pflanze gehalten werden, in der Regel nicht mehr notwendig.

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