Der Segelfalter in Rheinland-Pfalz
Der Segelfalter ist die Charakterart der heißen Südhänge in den Tälern von Mittelrhein, Mosel und Nahe. Diese wärmeliebende Art hat von der Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte profitiert. Der Segelfalter fliegt mittlerweile in Rheinland-Pfalz in fast allen Gebieten in denen er vorkommt, in zwei Generationen pro Jahr. Durch ein erfolgreiches Artenschutzprogramm konnte die Art zusätzlich profitieren.
Überwinternde Puppe des Segelfalters (Oktober bis April)
Ein Segelfalter ist geschlüpft (April / Mai)
Im Frühling, nachdem die Temperaturen über mehrere Tage wieder 20 Grad und mehr erreicht haben, schlüpfen die Falter. In warmen Jahren schlüpfen die Falter der ersten Generation des Segelfalters mittlerweile bereits ab Anfang April, ansonsten erst Ende April/Anfang Mai. Die Männchen schlüpfen in der Regel wenige Tage vor den Weibchen.
Ein Segelfalter der ersten Generation (April / Mai)
Direkt nach dem Schlüpfen erwacht der Fortpflanzungstrieb. Die Falter beider Geschlechter fliegen kurz nach dem Schlüpfen auf nahegelegene Bergkuppen. Diese Art der Partnerfindung wird als Hilltopping oder Gipfelbalz bezeichnet. Die Männchen besetzen dort Reviere und nutzen dabei Baumkronen als Rastplätze und Ansitze. In das Revier eindringende Männchen werden in rasantem Segelflug verfolgt. Bald erscheinen auch die wenige Tage später geschlüpften Weibchen auf den Bergkuppen und es kommt zur Paarung. Die Weibchen verlassen anschließend wieder die Rendezvous-Plätze und beginnen mit der Eiablage an den Südhängen. (Bingen / RLP)
Eiablage an Felsenkirsche oder Schlehe (April / Mai)
Die Weibchen fliegen die Hänge hinab, zurück in ihre Brutreviere, auf der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen. Die Eiablage erfolgt an Stellen, die der Sonne besonders intensiv ausgesetzt sind. Oft werden dazu Blätter von Zweigen der Felsenkirsche oder der Schlehe belegt, die sich waagerecht 20 bis 50 cm über dem Boden befinden. Bevorzugt werden Pflanzen, die über Felsen oder über vegetationsfreiem Grund wachsen, so auch gerne an Rändern von Teerstraßen oder vor und über Weinbergsmauern. Die Eiablage erfolgt einzeln und im Flatterflug.
Das Abschneiden von über Wege ragenden Zweigen auf der Hangseite sollte deshalb in den Segelfalter-Biotopen während der Vegetationsperiode unbedingt vermieden werden.
Das Ei des Segelfalters (Mai)
Die Raupe schlüpft aus dem Ei (Mai)
Je nach Witterung schlüpft die Raupe nach ungefähr einer Woche (6-10 Tagen) aus dem Ei. Die Raupe frisst ein Loch in die Eischale, und verlässt diese dann durch dieses Loch. Anschließend dreht sie sich wieder um und beginnt die Eischale zu fressen. Im Gegensatz zur sehr ähnlichen jungen Schwalbenschwanzraupe mit einem weißen Sattelfleck, befinden sich bei der Segelfalterraupe zwei weiße Flecken (der Sattelfleck und ein kleinerer Nackenfleck) auf dem Rücken.
Die junge Raupe (L1) des Segelfalters (Mai)
Die L1-Raupe des Segelfalters ist zunächst grauschwarz mit zwei weißen Rückenflecken. Sie ähnelt so Vogelkot (Mimese - eine Form der optischen Täuschung). Kurz vor der ersten Häutung färben sich die hellen Flecken grünlich. Die L1-Raupe ist so auf den grünen Blättern der Felsenkirsche relativ einfach zu erkennen. (Siefersheim / RLP)
Die Segelfalterraupe (L2) während der ersten Häutung (Mai)
Die Haut platzt hinter der Kopfkapsel auf. Die Kopfkapsel fällt herunter und durch zuckende Bewegungen befreit sich die Raupe von ihrer alten Haut. Die Raupe hat jetzt die, ihrer Nahrungspflanze angepasste hellgrüne Farbe angenommen, die sie bis zur Verpuppung nicht mehr ändert. Anschließend wird die alte Raupenhaut mitsamt der Kopfkapsel verspeist.
Die Raupe häutet sich 4-mal bis zur Verpuppung (Mai/Juni)
Die L4-Raupe des Segelfalters (Juni)
Seit der ersten Häutung ist die Raupe grün gefärbt mit jeder weiteren Häutung sind die orangen Punkte auf dem Rücken deutlicher zu erkennen. Die Raupe ist mit den feinen gelben Linien ähnlich gezeichnet wie die Blätter der Felsenkirsche (Prunus-Gewächse), auf denen sie lebt. Sie sitzt oft sich sonnend auf der Mittelrippe eines Blattes der Felsenkirsche oder der Schlehe. Das Sitzblatt ist überzogen mit einem aus Spinnfäden erstellten Sitzpolster. In Ruhestellung sitzt die Raupe auf den hinteren Fußpaaren, mit dem Kopf wiegt sie im Wind.
Die Präpuppe des Segelfalters im Frühsommer (Juni / Juli)
Ungefähr 6 Wochen nach dem Schlüpfen der Raupe stellt diese das Fressen ein und die Verpuppung beginnt. Die Raupen bleiben dabei auf den Fraßpflanzen und spinnen sich mit einem Spinnpolster am Fuß und einem Gürtel um den Oberkörper an einem Blatt oder einem Zweig zwischen den grünen Blättern an. Anschließend beginnt eine erneute Ruhephase, in der die Haut verblasst. Die Vorpuppe bleibt grün, eine Entfärbung der Raupen, wie im Herbst findet nicht statt.
Die grüne Subitanpuppe des Segelfalters (Juni / Juli)
Die Puppe kurz vor dem Schlüpfen des Falters (Juni/Juli)
Der Segelfalter der zweiten Generation (Juli / August)
Nach einer Puppenruhe von zwei bis drei Wochen (13-18 Tagen) schlüpfen oft schon im Juli, aber nach kühlen Frühjahren auch noch bis in den August, die Falter der zweiten Generation. Auf den ersten Blick sind die Falter der zweiten Generation kaum von denen der ersten Generation zu unterscheiden. Bei genauerem Hinschauen erkennt man den helleren Hinterleib der Falter der zweiten Generation. Die Falter der Sommergeneration sind in der Regel auch etwas größer und blasser gefärbt.
Die Eier der zweiten Generation (Juli / August)
Die Raupe der zweiten Generation (Juli/August)
Gefleckte L5-Raupe des Segelfalters (August/September)
Teilweise entfärbte L5-Raupe (August / September)
Die entfärbte L5-Raupe des Segelfalters (August / September)
Segelfalterraupe der Spätsommergeneration auf dem Weg zum Verpuppungsplatz (September)
Nach einer kurzen Ruhephase auf dem Zweig steigt die Raupe von der Futterpflanze hinab zu Boden und beginnt durch Umherlaufen mit der Suche nach einem geeigneten Verpuppungsplatz. Die Raupe kriecht dazu einige Meter weit durch die Bodenvegetation. Das Verlassen der Fraßpflanze bis zur Verpuppung ist für den Falter die gefährlichste Phase seines Lebens.